Für Prof. Dr. Thomas Allweyer von der Fachhochschule Kaiserslautern sind herkömmliche Business Process Management-Systeme (BPMS) durch einen starren Workflow gekennzeichnet. Bei ACM hingegen können die Beteiligten auf Basis der konkreten Situation weitgehend frei entscheiden, was sie jeweils tun. Eingesetzte Templates geben dabei keinen detaillierten Ablauf vor, sondern typischerweise benötigte, hilfreiche Aufgaben und Inhalte. Der Bearbeiter hat die Entscheidungshoheit. Er kann beispielsweise auch ad hoc ganz neue Tasks hinzufügen – und damit vom Template abweichen.
Boris Bend, Managing Partner bei der IP Innovation Partners GmbH, der der Frage nachging, ob es sich bei ACM um eine Modeerscheinung oder um einen relevanten Trend handelt, stellte generell fest, dass die zunehmende Bedeutung von BPM-Systemen durch ein starkes zweistelliges Marktwachstum bestätigt wird. Er sah aber in ACM eine zeitgemäße Weiterentwicklung von BPM. Seiner Ansicht nach werden iBPMS (intelligent Business Process Management Suites) in zunehmendem Maße der Forderung gerecht, sogenannte „intelligent business operations“ (IBO) zu unterstützen und decken sich inhaltlich in großen Teilen mit der Definition von ACM-Systemen. Er stufte iBPMS als relevanten Trend ein, der ACM-Charakter aufweist. Damit kommt ACM für diejenigen als realistische Lösung in Betracht, die mit einem BPM-System unzufrieden sind. Sein Fazit lautete: Die Bekanntheit ist noch gering, der Bedarf nach ACM-entsprechenden Konzepten ist jedoch sehr hoch. Das Konzept verbreitet sich schneller als der Begriff. Das Konzept hinter ACM ist ein relevanter und aktueller Trend!
Eine besondere Rolle kommt ACM für IT-Berater Dierk Söllner auch im Bereich ITIL® zu. ITIL® ist die einzige umfassende, öffentlich verfügbare, fachliche Anleitung zur Planung, Erbringung, Unterstützung und zum Betrieb von IT Dienstleistungen, die Prozesse auf Basis von Best-Practice modelliert. Er vertrat die Auffassung, dass ITIL® statt des „Best-Practice-Betons“ ACM für eine Flexibilisierung der Prozesse braucht.
Mit kiwiw® präsentierte Christof Langer, Geschäftsführer der kiwiw Systems GmbH, einen bislang einmaligen Baukasten zur Entwicklung von Software ohne Programmierung. Die zugrunde liegende Technologie SONAL® (Status Orientated Next Action Logic) sorgt für eine robuste, flexible, spontan anpassbare und adaptiv wirkende Ausführung der implementierten Geschäftsprozesse bei voller Compliance und gewünschter Entscheidungsfreiheit.
Diese neue Vorgehensweise, die einen mehrdimensionalen Status in den Mittelpunkt der Betrachtung stellt, löst die bisherige multiplikatorische Programmierung von Entscheidungsalternativen durch eine additive Vorgehensweise ab und vereinfacht es. Das Konzept ermöglicht binnen weniger Stunden die umfassende Erstellung von Fachapplikationen und ausführbaren Geschäftsprozessen mit zahlreichen Entscheidungsalternativen.
Hochvariable und sich schnell verändernde Prozesse können compliancegerecht in einem zugelassenen Workflow abgebildet werden. Damit kann kiwiw nicht erst in der nachträglichen Controllingphase, sondern bereits in der Erstellung der zu kontrollierenden Prozesse sinnvoll eingesetzt werden. Nachträgliche Änderungen auf übergeordneten Ebenen erfordern keine komplette Neuprogrammierung aller sich anschließenden Prozessschritte mit allen Varianten. Die Änderung wird lediglich additiv zu den bisherigen Möglichkeiten hinzugefügt.
An geeigneten Praxisbeispielen und im Workshopteil konnten sich alle Teilnehmer ein umfassendes Bild von den Funktionalitäten und Einsatzszenarien machen. Der Landkreis Heidekreis setzt kiwiw als Fachverfahrensersatz für einen speziellen Genehmigungsprozess ein, weil am Markt kein Fachverfahren dafür existiert. Dr. Anne Rozinat vom Softwarepartner Fluxicon und Christof Langer konnten am Import von Daten aus einer kiwiw Installation mit weit über 100.000 Falldaten das Zusammenspiel von kiwiw und Disco in der fachlichen Nachanalyse von Fall- und Prozessdaten – auch Processmining genannt – eindrucksvoll darstellen. In einer abschließenden Key-Note berichtet Ernst Raue, 12 Jahre Vorstand der Deutschen Messe AG, eindrucksvoll über die Bedeutung flexibler Geschäftsprozesse für den Bereich „Industrie 4.0“.