Airbnb-Geschäft mit Ferienwohnungen höhlt Markt für Mietwohnungen aus

“Capital“-Untersuchung zeigt in Berlin, Hamburg,
Köln und München große Zahl von Mietwohnungen, die dauerhaft als
Ferienwohnung vermietet werden / Praxis verschärft die Wohnraumnot in
den Metropolen / Heatmaps auf www.capital.de

Berlin, 24. Juli 2014 – Die Umwandlung von Mietwohnungen in teils
illegale gewerbliche Ferienwohnungen ist in deutschen Großstädten
weiter verbreitet als gedacht. Dies zeigt eine Untersuchung von
Wohnungsangeboten auf der Internetplattform Airbnb, die das
Wirtschaftsmagazin “Capital“ in Auftrag gegeben hat. Demnach werden
allein in den beliebten Kiezlagen Berlins inzwischen fast 6.000
Wohnungen über Airbnb dauerhaft als Ferienwohnungen vermietet, obwohl
sie laut offiziellem Airbnb-Angebot eigentlich nur übergangsweise an
Touristen untervermietet werden sollen. Auch in Hamburg, München und
Köln fanden sich jeweils weit über 1.000 vergleichbare Angebote.

Die neuen Zahlen sind brisant, gilt der Markt für Mietwohnungen in
den Zentren deutscher Großstädte doch ohnehin als angespannt. In den
beliebten Vierteln von Berlin, München, Köln und Hamburg sind die
Quadratmeterpreise für Neuvermietungen in den vergangenen Jahren zum
Teil drastisch gestiegen. Wie sich nun zeigt, werden aber etwa in
Berlin viele Wohnungen gar nicht mehr an reguläre Dauermieter,
sondern an Touristen vermietet, weil die Mieteinnahmen so deutlich
höher sind.

Der Geschäftsführer des Berliner Mietvereins, Reiner Wild, greift
Airbnb scharf an: „Bei den Plattformen geht es zumeist um lukrative
Geschäfte mit Ferienwohnungen, durch die auf an-gespannten
Wohnungsmärkten dringend benötigter Wohnraum für langfristige
Mietverhältnisse entzogen wird“, so Wild gegenüber “Capital“. Er
fordert schärfere gesetzliche Regelungen gegen die Umwandlung von
Miet- in Ferienwohnungen. „Länder und Kommunen sollten dort, wo
Wohnraumschutz noch nicht existiert, verstärkt auf gesetzliche
Regelungen zum Verbot der Zweckentfremdung von Wohnraum setzen“,
sagte Wild weiter. Auch der Hauptgeschäftsführer des Hotelverbands
Deutschland (IHA), Markus Luthe, attackiert die neue Konkurrenz: „Die
Analyse von “Capital“ bestätigt unsere Vermutung, dass das
Geschäftsmodell von Airbnb mit idealistischer “Sharing Economy“ wenig
gemein hat.“ Die Rede vom Teilen sei „Sozial-Romantik“ und diene
„knallhartem Marketing-Kalkül“.

Unter dem Schlagwort „Sharing Economy“ werden seit einigen Jahren
unter anderem Angebote zusammengefasst, bei denen Kunden bestimmte
Güter nicht mehr kaufen, sondern miteinander teilen – vom Werkzeug
über Autos bis zu Wohnungen. Hunderte von jungen Internetfirmen haben
sich mittlerweile darauf spezialisiert, Vermietungen oder auch
Dienstleistungen wie Fahrdienste von Privatpersonen zu vermitteln.
Auch Airbnb hatte bislang stets darauf verwiesen, dass über ihre
Plattform hauptsächlich Privatpersonen ihre Wohnungen für kurze Zeit
unter¬vermieten.

Aus der “Capital“-Untersuchung lässt sich allerdings auch
erkennen, dass Airbnb-Anbieter häufig mehr als nur eine Wohnung
kontrollieren. Allein in Berlin haben 216 Anbieter drei und mehr
Wohnungen zur dauerhaften Vermietung eingestellt – ein klares Indiz
für eine gewerbliche Vermietung. Einzelne Vermieter verfügen sogar
über mehr als 40, manche über mehr als 70 Wohnungen.

Das Wirtschaftsmagazin “Capital“ (Ausgabe 8/2014) hat bei der
Untersuchung mit Experten für Datenvisualisierung zusammen
gearbeitet. Da Airbnb keine vollständige Übersicht über die
angebotenen Wohnungen gibt, wurde diese in der Untersuchung eigens
erstellt, um herauszufinden, wie viele Immobilien nicht nur
gelegentlich zur Untermiete, sondern ständig als Ferienwohnungen
angeboten werden. Dazu stellte ein Computerprogramm immer wieder
automatisierte Anfragen an die Airbnb-Plattform, um Angebote zu
finden, in denen vollständige Wohnungen – und nicht nur einzelne
Zimmer – nahezu permanent gebucht werden können. Die Daten wurden für
die Städte Berlin, Hamburg, Köln und München erhoben, sind nach
Postleitzahlenbereichen aufgeschlüsselt und zeigen die
durchschnittliche Zahl solcher Ferienwohnungen pro Quadratkilometer.
“Capital“ präsentiert diese Daten als so genannte Heatmaps für die
vier größten deutschen Städte. Sie sind zu finden unter
www.capital.de.

Pressekontakt:
Timo Pache, Redaktion “Capital“,
Tel. 030/220 74-5125, E-Mail: pache.timo@capital.de
www.capital.de