Allg. Zeitung Mainz: Den Rettern danken / Kommentar von Reinhard Breidenbach zur Höhlen-Rettung

Die 728 Rettungskräfte am Untersberg, viele von
ihnen ehrenamtlich in Aktion, haben einem Menschen das Leben
gerettet, eine logistische Meisterleistung vollbracht und dabei ganz
nebenbei, da sie aus einem halben Dutzend Nationen stammen, mehr für
die notleidende Idee der europäischen Solidarität getan als
Heerscharen von Politikern dies gemeinhin tun. Für all das verdienen
die Retter Dank. Sie verdienen es andererseits nicht,
kleinkrämerische Fragen mit anhören zu müssen, was das Ganze denn
gekostet habe. Denn, makaber formuliert: Jeder dauerhafte Koma-Fall
aufgrund eines nicht angelegten Sicherheitsgurtes im Auto oder eines
nicht getragenen Fahrrad- oder Skihelms ist kostenaufwendiger.

Wenn Menschen keine Risiken in Kauf nähmen, säßen wir alle noch
auf den Bäumen. Aber es ist wichtig, Gefahren auszuschließen, die
auszuschließen sind; es bleiben noch viele andere, bei denen man ganz
auf ein gütiges Schicksal angewiesen ist. Johann Westhauser, der
Gerettete, wird allseits als umsichtiger Forscher beschrieben.
Spekulationen, ob er etwas anders hätte machen können, verbieten sich
im Augenblick schon aus Respekt vor ihm und seiner Familie. Völlig
unabhängig davon ist grundsätzlich darüber nachzudenken, wie die
Sicherheit im Fall Riesending-Höhle zu verbessern ist. Dabei verdient
auch der Gedanke des bayerischen Innenministers Herrmann, den Eingang
der Höhle jetzt zu verschließen, Aufmerksamkeit, denn
Katastrophen-Tourismus ist eine Plage unserer Zeit. Es ist vorerst
gut gegangen diesmal, umso mehr ein Grund zur Freude, als allzu oft
keine Solidarität der Welt helfen kann – wie beim Flug MH 370, der
seit dem 8. März verschwunden ist.

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