Nein, im Amt bleiben kann Bischof Tebartz-van Elst
nicht mehr. Das wissen alle, die mehr oder weniger fassungslos dabei
zugeschaut haben, wie er Amt und Ansehen komplett ruiniert hat. Er
selbst ist vielleicht der Einzige, der das immer noch nicht einsieht.
Was zur Frage führt: Was ist da in Limburg eigentlich passiert? Wäre
der Bischof ein Unternehmer, würde man von „Privatentnahme“ sprechen.
Viel Geld, das dem Bischöflichen Stuhl gehört, hat er für einen
umstrittenen Neubau umgeschichtet. Das kann man machen – wenn man
Kredit bei den Menschen hat, für die man verantwortlich ist. Wer aber
wie Tebartz-van Elst auf kompromisslose Weise die Strukturen seiner
Diözese verschlankt, sich selbst aber gleichzeitig superteure
Katakomben in die Felsen des Lahntals fräsen und wie ein verwöhntes
Kind weitere Sonderwünsche erfüllen lässt, gleicht einem Unternehmer,
der Mitarbeiter entlässt, während er selbst weiter in Saus und Braus
lebt. Die Aussage, er habe nicht für sich selbst, sondern für
kommende Generationen gebaut, verdeutlicht die ganze weltfremde
Hybris, in der dieser Mann lebt. Die Kirche muss lernen Otto
Normalverbraucher, der für 30000 Euro sein Häuschen renoviert und im
Budget bleibt, wird angesichts solcher Worte entweder weiß vor Wut
oder nimmt diesen Würdenträger als solchen einfach nicht mehr ernst.
Wenn sich jemand so weit wie Tebartz von seinen Gläubigen entfernt,
braucht es am Ende (fast) keine Staatsanwälte mehr, um abschließend
Fakten zu schaffen. Ist also der Bischof selbst der Einzige, der – um
eine von ihm gewählte Formulierung aufzugreifen – über sich den Stab
gebrochen hat? Nein, auch die Kirche als Ganzes hat dabei eine Rolle
gespielt. Der Bischof konnte die Bodenhaftung verlieren, weil die ihn
umgebenden hierarchischen Strukturen kritischen Dialog oder gar
Widerspruch nicht wirklich zulassen. Und ob der Verwaltungsrat über
Jahre nicht doch etwas hätte wissen können – das weiß nur der, der
alles sieht. Er weiß auch, ob Tebartz, als die Medien ihn schließlich
in die Zange nahmen, wirklich gelogen und somit gegen das achte Gebot
verstoßen hat. Aus weltlicher Sicht bleibt das Fazit zu ziehen, dass
auch Bischöfe nicht über den Gesetzen eben dieser Welt stehen. Weder
denen der Justiz noch denen eines respektvollen menschlichen
Zusammenlebens. Sollte die Kirche dies – ganz im Einklang mit dem von
Papst Franziskus zumindest propagierten neuen Selbstbild – demütig
lernend zur Kenntnis nehmen, hätte das Scheitern eines ihrer höchsten
Vertreter am Ende sogar noch etwas Gutes gehabt.
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Florian Giezewski
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