Dallas, 07.078.2013. Nun ist es soweit: Mit Großbritannien
folgt das erste europäische Land dem Vorreiter USA und will
die Ausbeutung von Schiefergasvorkommen mit Hilfe des
umstrittenen Fracking in den kommenden Jahren massiv
ausbauen. Hierzu sollen Investoren angelockt werden, denen
man das großzügigste Steuerregime der Welt für die
Förderung von Schiefergas verspricht.
Fracking ist unter Experten höchst umstritten, da bei der
Gewinnung umweltbelastende Chemikalien eingesetzt werden.
Nichtsdestotrotz will die englische Regierung die Förderung
des Schiefergases nur mit 30 % besteuern, während sie bei
den meisten Öl- und Gasfeldern in der Nordsee 62 % Steuern
kassiert. Geologen erwarten dabei, dass das vorhandene
Schiefergasvorkommen in Nordengland den Bedarf
Großbritanniens auf mehrere Jahrzehnte hinaus decken
könnte. Mit der Unterstützung für das Fracking setzen sich die
Briten ganz offensichtlich von den anderen europäischen
Ländern in Europa ab, die sich in einer Vielzahl bereits
dagegen ausgesprochen haben.
Der Vorstoß von Großbritannien könnte Unruhe in die
europäische Denke bringen. Denn die Argumentation scheint
verständlich: Großbritannien will mit der Förderung der
Schiefergasvorkommen tausende von Arbeitsplätzen schaffen
sowie die Energiekosten von Millionen von Menschen niedrig
halten. Neben Großbritannien setzen auch Polen und die
Ukraine auf die Förderung von Schiefergasvorkommen. Die
Regierungen von Frankreich und Bulgarien haben dagegen
Fracking-Verbote erlassen. Deutschland hat das Thema
zumindest bis zur Bundestagswahl im September auf Eis
gelegt, hält die Förderung – zumindest aus umweltpolitischen
Gesichtspunkten heraus – für kritisch. Umweltschützer
befürchten jedoch, dass der europäische Druck um die
Energiepreise auch Deutschland zum Umkehren motivieren
könnte. Doch von der Förderung über Fracking geht in jedem
Fall ein Umweltrisiko aus, dies ist unumstritten.
Dabei geht es nicht nur um die Frage der Wassergefährdung
durch die Einbringung von Chemikalien in den Boden,
Experten warnen zudem davor, dass Hunderte wenn nicht gar
Tausende von Einzelbohrungen durchgeführt werden müssten,
um ein Schiefergasfeld auszubeuten. Gerade in dichter
besiedelten Regionen sei dies mit einer hohen Lärmbelastung
für die Anwohner verbunden. Die Sorge um die Vergiftung des
Grundwassers brachte nun auch den Deutschen
Brauereiverband auf den Plan: er warnte unlängst vor dem
Einsatz von Chemiecocktails, eine zwingende Voraussetzung
für das Fracking. Es bleibt abzuwarten, ob die dann neue
Regierung an den bisherigen Plänen festhält und ebenfalls an
einem Fracking-Verbot festhält. Vielleicht ist es ja sogar die
alte. Dann müsste sie sich an ihren heutigen Entscheidungen
messen lassen.