ÄRZTE OHNE GRENZEN fordert Bundeskanzlerin Angela
Merkel auf, Kürzungsplänen für den Globalen Fonds zur Bekämpfung von
Aids, Tuberkulose und Malaria entgegenzutreten. Das Bundesministerium
für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung plant, die
Finanzzusagen für den Fonds in den kommenden drei Jahren von bisher
600 Millionen auf 200 Millionen Euro zu reduzieren. Merkel hat zu
diesen Plänen bislang keine Stellung genommen, in der Vergangenheit
aber wiederholt zugesagt, die Geberkonferenz des Globalen Fonds
Anfang Oktober zu einem Erfolg zu machen – zuletzt beim G8-Gipfel im
Juni. Mit einer Aktion hat Ärzte ohne Grenzen heute vor dem
Kanzleramt auf die Bedeutung des Fonds für das Leben Millionen
Kranker in ärmeren Ländern aufmerksam gemacht. Sie bildete den
Auftakt einer Aktionswoche mehrerer zivilgesellschaftlicher
Organisationen.
„Angela Merkel muss ihre international gemachten Zusagen einhalten
und die Pläne des Entwicklungsministeriums begraben“, fordert Oliver
Moldenhauer, Koordinator der Medikamentenkampagne von Ärzte ohne
Grenzen in Deutschland. „Seit der Gründung des Globalen Fonds im Jahr
2002 wurden mit seiner Hilfe 5,7 Millionen Menschenleben gerettet.
Wie viele Leben mehr gerettet werden, liegt auch in Frau Merkels
Hand.“
Deutschland ist nach den USA und Frankreich der drittgrößte Geber
des Globalen Fonds. Aus diesen beiden Ländern kommen bisher Signale,
die Mittel aufzustocken. „Der Sonderweg, den Entwicklungsminister
Dirk Niebel einschlägt, gefährdet den Erfolg der gesamten
Geberkonferenz“, so Moldenhauer. „Der Fonds ist das wichtigste
Finanzierungsinstrument im Kampf gegen die drei großen
Infektionskrankheiten Aids, Tuberkulose und Malaria. Mit der heutigen
Aktion wollen wir zeigen, welche Folgen massive Kürzungen hätten. Mit
400 Millionen Euro kann man die Behandlung von 350.000
HIV-Infizierter für drei Jahre finanzieren oder 2,6 Millionen
Tuberkulose-Kranke behandeln.“
Ärzte ohne Grenzen hat am Morgen vor dem Kanzleramt ein
Behandlungszelt aufschlagen, das jedoch wegen Mittelkürzungen sofort
wieder geschlossen wurde. Vor dem Zelt warteten HIV/Aids-,
Tuberkulose- und Malariapatienten vergeblich auf lebensnotwendige
Medikamente.
Die Geberkonferenz des Globalen Fonds findet am 4. und 5. Oktober
in New York statt. Benötigt werden für die kommenden Jahre
international nicht weniger sondern mehr Gelder, da es in den
betroffenen Ländern heute mehr Behandlungskapazitäten als früher
gibt, so dass mit zusätzlichem Geld mehr Menschen direkt geholfen
werden könnte. Am 15. September wird der Entwicklungs-hilfeetat im
Bundestag diskutiert, vom 20. bis 22. September fährt die Kanzlerin
voraussichtlich zur internationalen Konferenz zu den
Millenniumsentwicklungszielen nach New York. Eines der Ziele ist die
Bekämpfung von HIV/Aids, Malaria und anderen übertragbaren
Krankheiten.
An Aids, Tuberkulose und Malaria sterben jährlich 5 Millionen
Menschen. Weltweit gibt es mehr als 33 Millionen HIV-Infizierte. 15
Millionen Aids-Kranke brauchen dringend Behandlung, doch nur 5
Millionen bekommen diese. Mehr als 9 Millionen Menschen erkranken
jedes Jahr an Tuberkulose, etwa 247 Millionen infizieren sich
jährlich mit Malaria. Ärzte ohne Grenzen behandelt derzeit in 25
Ländern 162.000 HIV/Aids-Patienten mit lebensverlängernden
antiretroviralen Medikamenten.
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