Anspruch und Wirklichkeit klaffen bei der Altersvorsorge weit auseinander

Eine kürzlich veröffentlichte Studie von Postbank und Allensbach-Institut malt ein düsteres Bild von der aktuellen Altersvorsorgesituation in Deutschland, denn während immer mehr Menschen Angst vor der Altersarmut haben, reduzieren gleichzeitig immer mehr Deutsche ihre privaten Altersvorsorgeaufwendungen.

Gemäß der repräsentativen Umfrage glauben 32% der deutschen Arbeitnehmer, im Alter über keine Einnahmen aus der Privatvorsorge zu verfügen. 37% befürchten, später Rentenkürzungen hinnehmen zu müssen. Über 28% der Befragten haben Angst, dass die Inflation ihre private Altersvorsorge mehr als aufzehren werde. 42% glauben, dass sie bei Eintritt in das Rentenalter nicht ausreichend privat vorgesorgt haben werden. Sogar 45% aller Befragten sind der Studie zufolge davon überzeugt, dass die Wirtschafts- und Finanzkrise negative Auswirkungen auf ihre gesetzliche Rente hat. Die Finanzkrise scheint bei der zunehmenden Konsternierung eine wesentliche Rolle zu spielen. So gaben mehr als zwei Drittel der Befragten an, dass die Finanzkrise ihre Einstellung zum Thema Altersvorsorge nachhaltig verändert habe. Denn knapp jeder dritte Arbeitnehmer frage sich inzwischen, ob und welche private Altersvorsorge überhaupt noch Sinn macht. Ebenso viele haben dabei das Vertrauen in Informationen zu diesem Thema verloren.

Besonders gravierend ist der Wahrnehmungswandel unter der wichtigsten Zielgruppe privater Altersvorsorge. Denn gerade die Menschen, die auf Grund ihrer jungen Jahre durch die Zinseszinseffekte am stärksten profitieren würden, wenden sich zunehmend ab. Noch vor zwei Jahren hielt die Mehrheit der Berufstätigen unter 30 Jahren die Riester-Förderung für die ideale Form der Altersvorsorge. Während der Krise waren es 2009 noch 37% und in 2010 mithin nur 23%. Aber auch in Ostdeutschland ist die Verunsicherung wesentlich höher als im Bundesdurchschnitt, entsprechend negativer fallen die regionalen Ergebnisse der Befragung aus.

Ingesamt reduzierten 20% der Bundesbürger ihre private Vorsorge, indem sie Verträge kündigten, kürzten oder keinen Anschlussvertrag abschlossen. Und immerhin 41% erklärten unumwunden, dass sie ihre Privatvorsorge künftig nicht mehr intensivieren werden. Über die gesamte Bundesrepublik hinweg zahlten die unter 50-Jährigen im abgelaufenen Jahr 12% weniger in ihre privaten Rentenverträge. Insbesondere bei Renten- und Lebensversicherungen sowie der Riester-Rente waren substanzielle Einbußen zu verzeichnen. Ebenfalls rückläufig ist die Bereitschaft, sich über die Möglichkeiten der privaten Altersvorsorge professionell beraten zu lassen.

Dabei ist die private Altersvorsorge oftmals die einzige Möglichkeit, den Lebensstandard im Alter zu halten und ein sorgenfreies Leben führen zu können. Die fatale Entwicklung der zunehmenden Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit bei der Altersvorsorge gilt es dabei im Interesse der eigenen Zukunft so schnell wie möglich zu überwinden. Denn schon Goethe wusste: „Ich bin zu alt, um nur zu spielen, zu jung, um ohne Wunsch zu sein.“