Das jahrelange Gezerre soll ein Ende haben: Nach
dem Willen der Koalitionäre in spe kommt die gesetzliche Frauenquote
– zwar nur in einer Variante light, aber immerhin. In der Union
sorgte das Thema Quote in der vergangenen Legislaturperiode für
erheblichen Zoff zwischen Arbeitsministerin von der Leyen und
Familienministerin Schröder. Ob der angebliche Durchbruch in eine
neue Arbeitswelt am Ende wirklich den erhofften Nutzen bringt, muss
sich erst noch zeigen. Auch viele Frauen zweifeln, ob die Quote der
richtige Schritt zu mehr gelebter Gleichberechtigung ist. In den
Aufsichtsräten großer börsennotierter Unternehmen sollen vom Jahr
2016 an jedenfalls mindestens 30 Prozent Frauen sitzen. Wer sich in
der Chefetage querstellt, muss mit Sanktionen rechnen. Die
Wirtschaftspolitiker in der Union schlagen angesichts der
Kompromissformel bereits die Hände über dem Kopf zusammen. In manchen
Branchen, so etwa beim Maschinenbau, werde es schwierig werden, die
geeigneten Bewerberinnen für die lukrativen Aufsichtsratsposten zu
finden, hieß es. Wenn schon im Studium Frauen in einem Fach
Mangelware sind, setzt sich dies natürlich später im Beruf nahtlos
fort. Nur schwer sind die Männerbastionen zu schleifen. Die
Selbstverpflichtung der Industrie hat jedenfalls in den vergangenen
Jahren nicht den erhofften Effekt gebracht. Inzwischen liegt der
Frauenanteil in den Führungsetagen der börsennotierten deutschen
Top-Firmen bei mageren zwölf Prozent. Insofern ist es konsequent, die
Unternehmen mit gesetzlichem Druck zu ihrem Glück zu bringen.
Schwarz-Rot belässt es bei vergleichsweise kleinen Schritten: Der
große Wurf bleibt aus Sicht so mancher Frauenrechtlerin auf der
Strecke. Die Große Koalition dreht an den Stellschrauben, aber sie
wirft nicht das Steuer total herum. Auch mehr Gleichberechtigung ist
das Bohren dicker Bretter.
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