Mit zaristischem Prunk inszenierte Wladimir
Putin die Einführung in seine dritte Amtszeit als Kremlchef. Doch
Jubelschreie sind in Russland nicht zu hören. Keine Spur von
Aufbruchsstimmung und Hoffnung, wie sie noch vor vier Jahren bei der
Amtseinführung von Dmitri Medwedew zu spüren war. Denn der neue Zar
ist diesmal der alte. Wladimir Putin hat die Zügel der Macht in den
vergangenen zwölf Jahren nie aus der Hand gegeben. Und bei vielen
Russen stellt sich ein Ermüdungseffekt ein. Noch einmal zwölf Jahre
Putin – so richtig mag sich das keiner vorstellen. In seiner ersten
Amtszeit wurde Putin von seinen Landsleuten ganz anders wahrgenommen.
Nach Boris Jelzin kam hier ein dynamischer Staatschef, beendete das
Durcheinander der 90er Jahre und brachte Ordnung in den Laden. Dass
dabei Freiheit und Demokratie eingeschränkt wurden, nahmen die Bürger
billigend hin. In der zweiten Amtszeit gelang es Putin, dank gewaltig
steigender Ölpreise den Russen ein „Wir-sind-wieder-wer“-Gefühl zu
vermitteln. Verbunden damit waren ein bescheidener Wohlstand im
Inneren und ein größeres Prestige nach außen. 2008 griff Putin noch
einmal in die Trickkiste, als er seinen politischen Zögling Dmitri
Medwedew als Nachfolger präsentierte. Alle, denen der autoritäre
Regierungsstil des Ex-KGB-Mannes missfiel, schöpften Hoffnung.
Medwedew wirkte modern und aufgeklärt. Er sagte Dinge wie: „Freiheit
ist besser als Nicht-Freiheit.“ Doch es blieb bei schönen Worten. Und
ein Teil der Frustration, die sich seit einigen Monaten gegen
Wladimir Putin richtet, wurde durch das Versagen Medwedews ausgelöst.
Die vor vier Jahren verpasste Chance auf einen Aufbruch wird Putin
nun nicht nachholen können. Dafür ist er zu sehr verankert im alten,
sowjetisch geprägten Denken. Bis heute ist Putin nicht wirklich
bereit, auf die Forderungen der Kremlgegner einzugehen. Er hofft, sie
mit Pseudo-Reförmchen abspeisen zu können. Die Unzufriedenheit in den
kommenden Jahren wird wachsen. Schon jetzt sind sich viele in
Russland sicher: Ein vierte Amtszeit für Präsident Putin wird es
nicht geben.
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Klaus Gaßner
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