Da braut sich etwas zusammen. Das Euro-Mantra
will in der Bundesregierung nicht mehr jeder blind nachsprechen. In
seinem Sommerinterview schlug Wirtschaftsminister Rösler plötzlich
ganz andere Töne an. Hieß bisher die Losung, der größte Schrecken sei
ein Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone, so heißt es nun: Ein
Austritt Athens hat seine Schrecken verloren. Das lässt aufhorchen.
Ist das nur die Meinung eines einzelnen Ministers oder ist Rösler der
Minen-Hund der Kanzlerin, der für den Ernstfall das Terrain sondieren
soll? Viel deutet auf Letzteres hin. Denn über Griechenland brauen
sich dunkle Wolken zusammen. Das Land versinkt immer tiefer in der
Rezession. Der Wahlkampf in Hellas hat Zeit und Geld gekostet, das
nun die Euro-Staaten nachschießen sollen. Aber deren Geduld ist am
Ende. Nun erkennen auch die strammsten Euro-Befürworter, dass die
Griechen den Bogen überspannen und dass ihnen beim besten Willen
nicht mehr zu helfen ist. Langsam wird es aber auch Zeit, dass diese
Erkenntnis sich Bahn bricht. Die Euro-Seilschaft ist an einem Punkt,
an dem sie endlich bemerkt, dass sie sich verstiegen hat. Sie hängt
irgendwo unterhalb des Gipfels in schlechtem Wetter fest. Während
Finanzminister Schäuble des Euro-Mantras nicht müde wird und zum
Angriff auf den Gipfel bläst, glauben einige aus der Mannschaft nicht
mehr an den Erfolg. Verübeln kann man es ihnen nicht. Rückzug in
einer verfahrenen Situation ist allemal besser als ein Gipfelsturm,
der zu einem Himmelfahrtskommando zu werden droht. Die kommenden
Wochen sind entscheidend. Man kann nur hoffen, dass auch die
Euro-Gipfelstürmer den Ernst der Lage begreifen.
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