Badische Neueste Nachrichten: Gewalt und Gegengewalt

Im Nahen Osten geht die Angst vor einem neuen
Krieg um: Monatelang hatte die Regierung in Israel dem
Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen fast stoisch zugesehen, jetzt
ist die Geduld am Ende. Mit der gezielten Tötung des Armeechefs der
Hamas hat die Regierung Netanjahu unmissverständlich klargemacht,
dass man sich weitere Provokationen nicht mehr gefallen lässt. Mit
rasender Geschwindigkeit dreht sich die Gewaltspirale in der
Krisenregion. Die Zahl der Todesopfer und der Verletzten steigt
stündlich – kein Wunder, dass Politiker aus aller Welt zu
Besonnenheit und Mäßigung aufrufen. Der Bürgerkrieg in Syrien ist
längst aus dem Ruder gelaufen, täglich steigt die Sorge vor einem
Flächenbrand. Mit dem „Arabischen Frühling“ wurden die Karten im
Nahen Osten neu gemischt. Hosni Mubarak war gewiss kein Demokrat,
aber für die Regierung in Jerusalem war er ein verlässlicherer
Partner als der heutige starke Mann in Kairo. Mohammed Mursi hat den
„Brüdern“ im Gazastreifen seine Solidarität versichert. Ohne
Waffenlieferungen aus Ägypten gebe es die ständigen Raketenangriffe
auf Israel gar nicht. Weil der Schmuggel floriert und der kleine
Grenzverkehr von den ägyptischen Sicherheitsbehörden toleriert wird,
fehlt es nicht an Nachschub für die Hamas-Kämpfer. Anstatt Interesse
an einem wirklichen Friedensprozess in der Region zu zeigen, spielt
Mursi immer wieder die iranische Karte. Die Sympathien für die Thesen
eines Ahmadinedschad sind dabei Wasser auf die Mühlen der Extremisten
in allen Lagern. In Israel hat der Wahlkampf bereits begonnen,
geharnischte Töne und ein martialisches Vorgehen können nach Meinung
von Regierungschef Netanjahu das erhoffte Stimmenplus bringen. Schon
vor der letzten Wahl zur Knesset eskalierte die Gewalt. Auch damals
blieb die Besonnenheit auf der Strecke.

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