Badische Neueste Nachrichten: Offene Frage

Die öffentliche politische Debatte gehört zur
Demokratie, denn im Widerstreit der Meinungen klären sich nicht
zuletzt auch für das Publikum die Standpunkte. Der Wähler hat ein
Recht darauf, vor der Wahl zu erfahren, was und wen er wählt.
Allerdings erweist sich immer wieder, dass von innerparteilichen
Streitereien, auf Wähler eine abschreckende Wirkung ausgeht. Das ist
der Grund dafür, dass der Vorstand der Links-Partei seine Empfehlung
für die künftige Vorstandsspitze erst nach den Landtagswahlen in
Schleswig-Holstein und in Nordrhein-Westfalen fassen will. Denn klar
ist: Ohne Streitereien wird das nicht abgehen. Hinzu kommt, dass
Oskar Lafontaine als alternde und launische Diva sich über seine
eigene Zukunft an der Parteispitze noch nicht entscheiden mag. Bei
der heutigen Zusammenkunft des Vorstandes der Linken soll über alles
geredet werden, aber eben nicht über die Lösung der offenen
Führungsfrage. Dringlich ist eine Klärung des Personaltableaus nicht
zuletzt auch deshalb, weil die Partei sich in einem stetigen
politischen Niedergang befindet; zum Beispiel in Schleswig-Holstein
wird sie unterhalb der Fünf-Prozent-Hürde notiert, auch in
Nordrhein-Westfalen erscheint der Einzug in den Landtag höchst
fraglich. Das Verhalten von Lafontaine weckt den Eindruck, dass er
mit den möglichen Niederlagen bei den anstehenden Landtagswahlen
nicht in Verbindung gebracht werden will. Dabei ist Lafontaine der
einzige Linke, der die Linke vor einem Abdriften in die Rolle einer
ostdeutschen Regionalpartei bewahren kann.

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