Badische Neueste Nachrichten: Ohne Selbstzweifel

„Kohls Mädchen“. Es ist schon lange her, dass
Angela Merkel über ihren einstigen Entdecker und Förderer definiert
wurde. Längst hat sich die Kanzlerin, die heute vor sieben Jahren, am
22. November 2005, erstmals zur Regierungschefin gewählt wurde,
emanzipiert. Nun aber ist sie den letzten Schritt gegangen und
endgültig aus dem langen Schatten des Schwarzen Riesen getreten:
Selbstbewusst erklärt sie sich und ihre schwarz-gelbe Koalition zur
besten Bundesregierung seit der Wiedervereinigung – besser als die
von ihr geführte Große Koalition, erst recht besser als Schröders
rot-grünes Bündnis und auch besser als Helmut Kohls lange
Kanzlerschaft. Mit dieser von Selbstzweifeln völlig freien Botschaft
bezweckt Merkel zweierlei: Nach innen schließt sie die Reihen und
schart, verbunden mit viel Streicheleinheiten für den verunsicherten
Koalitionspartner FDP, die eigenen Leute hinter sich. Und nach außen
gibt sie ihrem Herausforderer Peer Steinbrück zu erkennen, dass sie
dessen scharfe Attacken nicht ernst nimmt. Dahinter steckt die
Strategie, die schon beim ersten großen Rededuell zwischen der
Amtsinhaberin und ihrem Herausforderer zu erkennen war: Merkel lässt
die Offensiven Steinbrücks unbeeindruckt ins Leere laufen und nimmt
ihnen damit ihre Wirkung. Der Angreifer verliert sich in den Weiten
der Merkelschen Nichtbeachtung. Zehn Monate vor der Wahl sind die
Fronten klar. Hier eine Kanzler, die sich unbeeindruckt von der
Kritik an ihrer Person und an ihrer Politik zur besten Kanzlerin seit
1990 ausruft, die die Liberalen fest an sich bindet und die allen
Spekulationen über ein mögliches schwarz-grünes Bündnis eine klare
Absage erteilt. Dort ein Herausforderer, der angreift, und sich doch
schwer tut, einen Treffer zu landen. Zumal Steinbrück noch immer mehr
mit sich selbst als mit seiner Gegnerin beschäftigt ist und einen
neuen Internet-Berater braucht. Der Alte war nämlich ein Berater von
Hedgefonds, denen ausgerechnet der Kanzlerkandidat den Kampf angesagt
hat.

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