Badische Neueste Nachrichten: Putins Allüren

Wladimir Putin gefällt sich als neuer Zar
Russlands. In seiner Rede an die Nation prangerte der Präsident den
angeblichen Werteverlust in den westlichen Ländern an und offenbarte
dabei gleichzeitig, wie wenig er doch von diesen Werten hält. Während
sich die demokratischen Staaten im Westen um die Integration
ausländischer Mitbürger kümmern, schürt der Kreml fremdenfeind- liche
Ressentiments. Tschetschenen oder überhaupt Menschen aus der
Kaukasusregion sind Putin ein Dorn im Auge – gar zu gerne würde er
die Gastarbeiter wieder in ihre ursprüngliche Heimat
zurückverfrachten. Der Präsident spielt die populistische Karte, weil
er weiß, dass er damit bei vielen Bürgern in Russland auf offene
Ohren stößt. Die Demokratiebewegung in Moskau kümmert vor sich hin.
Große Teile der Bevölkerung schauen gebannt zu Wladimir Putin auf,
der dem Westen die Stirn bietet, obwohl die Großmacht-Zeiten
eigentlich längst vorbei sind. Sie sind allzu sehr mit ihren
Alltagssorgen beschäftigt, als dass sie sich um hehre
Menschenrechtsziele kümmerten. So bleibt es beim Freibrief für die
Jagd auf Homosexuelle. Anstatt hart durchzugreifen, schaut die
Staatsmacht zur Seite. Zum westlichen Wertekodex gehört es,
Minderheiten zu schützen. Aber das hat Putin nicht begriffen. Er
führt sich als Diktator auf, der mit einem Rechtsstaat nichts
anzufangen weiß.

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