Immerhin: Otto Schily gehört zu den wenigen, die
im NSU-Untersuchungsausschuss keine Nebelkerzen werfen. Der einstige
Bundesinnenminister räumt die politische Mitverantwortung an den
Ermittlungspannen rund um die rechtsextreme Terrorzelle ein. Schily
ist mit seinen 80 Jahren alt genug, um unvoreingenommen auf das
damalige Geschehen zurückblicken zu können. Auswirkungen auf die
eigene Karriere haben die späten Eingeständnisse nicht mehr.
Allerdings hat die Selbstkritik auch Grenzen. So sieht der einstige
RAF-Anwalt die Schuld nicht nur bei sich, sondern vor allem bei den
Ermittlungsbehörden. Anstatt in alle Richtungen zu ermitteln,
verfolgte man im Fall des Kölner Nagelbombenanschlags in der
Hauptsache Spuren, die in die direkte Nachbarschaft führten.
Streitigkeiten im Umfeld der Bewohner seien Grund für die Gewalttat,
so die Hypothese der Polizei, der sich Schily unbeirrt anschloss.
Währenddessen lachten sich die NSU-Terroristen Mundlos und Böhnhardt
ins Fäustchen. Sie hatten die Bombe in der Straße in Köln deponiert
und gezündet. Während die Polizei türkische Anwohner verhörte, zog
die rechte Mörderbande unbehelligt weiter. Gewiss, hinterher ist man
immer klüger. Das gilt auch im Fall NSU. Mehr Mut ist für die Zukunft
gefragt. Auch unangenehme Theorien müssen ins Kalkül miteinbezogen
werden. Der Terror kann von allen Seiten kommen.
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