Griechenland spielt auf Zeit: Geht es nach der
Regierung in Athen, verschwinden die versprochenen Reformen erst
einmal in der Schublade. Zwei Jahre mehr Zeit fordern die
Unterhändler aus Athen. Erst dann könnten die Sparauflagen erfüllt
werden. Rom und Paris haben beim jüngsten EU-Gipfel vorgemacht, wie
es geht. Wer nur hart genug verhandelt, bekommt am Ende, was er will.
Drohungen gehören dabei genauso zum Geschäft wie großherzige
Versprechen. Die Troika aus EU, Europäischer Zentralbank und
Internationalem Währungsfonds sieht, um es diplomatisch auszudrücken,
kaum Erfolge bei den griechischen Bemühungen. Die Geduld der
internationalen Geldgeber neigt sich dem Ende zu. Anstatt immer neue
Riesensummen zu verbrennen, gilt es, endlich Nägel mit Köpfen zu
machen. Entweder Athen hält sich an die selbst gemachten Zusagen,
oder Hellas zieht die Konsequenzen und verabschiedet sich aus dem
Euro-Raum. Regeln sind dazu da, dass man sie einhält und nicht dazu,
dass man sie nach eigenem Gutdünken aushebelt. Mit jeder zusätzlichen
Milliarde, die in Griechenland versickert, fällt es den Regierungen
in den anderen Euro-Ländern schwerer, die Reißleine zu ziehen.
Langsam müsste sich auch in Athen die Erkenntnis durchsetzen, dass
sich die griechische Wirtschaft besser außerhalb des Euro erholen
kann. Griechenland braucht in der jetzigen verfahrenen Situation die
Solidarität der Partner. Aber die neue Regierung in Athen muss auch
selbst ihre Hausaufgaben machen. Die Türkei hat vorgemacht, wie sich
mit einem attraktiven Tourismus-Angebot gute Geschäfte machen lassen.
Während an der türkischen Mittelmeerküste Fünf-Sterne-Häuser mit
All-inklusive-Angeboten locken, hat die griechische
Tourismus-Industrie den Anschluss verpasst. Griechenland hat genauso
das Potenzial – es muss nur etwas daraus machen.
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