Es gibt in der Schweiz eine Metapher, die sehr
anschaulich beschreibt, was aus Sicht der Eidgenossen eine faire und
gleichberechtigte Auseinandersetzung ausmacht: Man streitet mit
gleich langen Spießen. Das Bild ist nicht zufällig entstanden in
einem Land, das seine jungen Männer über Jahrhunderte als
Landsknechte – Spießgesellen – in den Vatikan und den Rest der Welt
geschickt hat. Das mit den gleich langen Spießen ist nicht immer
einfach zu handhaben im Zeitalter, in dem die Macht des Geldes und
der Technik stärker sind als die der Hellebarden und Schwerter. Wie
soll man einer Macht beikommen, die sich in erster Linie auf das
Wissen stützt und die dafür mit allen legalen und illegalen Mitteln
seine Datenspeicher füllt? Wenn, dachte sich die Redaktion der linken
Schweizer „Wochenzeitung“ (WoZ), der Geheimdienst geheime Dossiers
über seine Bürger anlegt und die Bürger nicht informiert über die
Zusammenarbeit mit dem US-Partner NSA, dann helfen nur noch andere
Wege: Wir überwachen die Überwacher. Beispielhaft durchexerziert am
Chef des Geheimdienstes Markus Seiler. Die Journalisten drehten den
Spieß einfach einmal um. Was ist an Wissen über einen Mann im Umlauf,
der im Geheimen arbeitet und versucht, sich zu verstecken. Seine
Adresse ist nicht bekannt, seine Telefonnummer auch nicht, an Haustür
und Briefkasten fehlen Namensschilder, die Polizei macht keine
Angaben über die Halter der drei Autos vor der Tür – was sonst
üblich ist. Doch im Netzzeitalter ist es auch kein großes Problem,
selbst über den Chef des Schweizer Geheimdienstes sehr viel auch
Privates zu erfahren, von der Tätigkeit als Pfarrgemeinderat bis zu
den Einkommens- und Vermögensverhältnissen, die das Finanzamt
offenlegt. Man wollte dem obersten Schlapphut des Landes einfach
einmal zeigen, wie es sich anfühlt, wenn die Piken der Spieße auf
einen selbst zeigen und man erkennen muss, selbst Opfer eines
Spähangriffs geworden zu sein.
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