Wäre es ein Schauspiel, würde man interessiert
zuschauen, die Macht- und Ränkespiele verfolgen, vielleicht sogar
mitfiebern, wer am Ende als Sieger vom Platz geht. Wäre es ein
Schauspiel, wäre es keine Romanze, sondern eine Tragödie. Doch das,
was sich da seit Wochen in der Flughafengesellschaft von Berlin und
Brandenburg abspielt, ist bittere Realität. Und die ist schlimmer als
manches Theaterstück.
Es geht um die Macht am künftigen Großflughafen BER in Schönefeld.
Nachdem der für Juni 2013 geplante Eröffnungstermin ganz kurzfristig
abgesagt werden musste, holte die Flughafengesellschaft mit dem
Aufsichtsratsvorsitzenden Klaus Wowereit (SPD) an der Spitze Horst
Amann als Technikchef an den BER. Amann, 60 Jahre alt, ist ein
erfahrener Manager, hat sich am Flughafen Frankfurt am Main einen
guten Namen gemacht. Doch möglicherweise hat er die Probleme am BER
unterschätzt, möglicherweise haben die drei Gesellschafter Berlin,
Brandenburg und der Bund seine Fähigkeiten überschätzt. Jedenfalls
bekam er die Probleme nicht in den Griff, erzählte öffentlich, dass
das Licht im BER-Terminal Tag und Nacht brenne, weil man es nicht
ausschalten könne. Ein Jahr lang geschah kaum etwas – außer der
Fehlersuche und Bestandsaufnahme. Beides wichtig, aber nicht
ausreichend, um den Flughafen startklar zu bekommen.
Dann holte der Kurzzeitaufsichtsratsvorsitzende Matthias Platzeck
den ehemaligen Bahnchef Hartmut Mehdorn als neuen Flughafenchef an
den BER. Hätte man sehen können, sogar sehen müssen, dass zwei
Charaktere wie Amann und Mehdorn nicht miteinander arbeiten können?
Angesichts des eskalierenden Machtkampfs am BER wohl schon. Mehdorn
will, das ist in der Stadt schon lange kein Geheimnis mehr, Amann
loswerden. Offenbar so dringend, dass er keinen Tag länger warten
kann. Amann habe angeboten, seinen Arbeitsvertrag aufzuheben, und
verhandele schon darüber, hieß es am Mittwoch in Flughafenkreisen.
Ohne Wenn und Aber. Dass Wowereit, der Platzeck nach dessen
krankheitsbedingtem Rücktritt als Aufsichtsratschef wieder abgelöst
hat, davon nichts weiß, spricht für sich – und gegen all diejenigen,
die mit dem BER zu tun haben.
Die abgesagte Eröffnung, die vielen bekannt gewordenen Pannen am
BER, die immer noch ungeklärten Probleme mit der Brandschutzanlage,
der öffentliche Streit um die Miniteileröffnung – all das ist für
Berlin und all die politisch Verantwortlichen schon sehr, sehr
peinlich. Der Machtkampf aber ist kaum noch zu begreifen. Mehdorn und
Amann, zwei Manager mit langjähriger Berufserfahrung, müssten sich
eigentlich zusammenreißen und den BER endlich an den Start bringen
können – eigentlich.
Doch der Konflikt ist jetzt so eskaliert, einer wird
wahrscheinlich gehen müssen, sicherlich mit einer hohen Abfindung.
Weil es nahezu ausgeschlossen ist, in dieser Phase einen neuen
Flughafenchef zu finden, wird es wohl Amann treffen. Eines steht
schon fest: Es ist eine Blamage für alle Beteiligten. Und für die
Steuerzahler wird es noch mehr: sehr, sehr teuer.
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