Das westbrandenburgische Handwerk im 3. Quartal 2025

Die wirtschaftliche Lage des Handwerks in Westbrandenburg hat sich im Herbst stabilisiert. Nach einem herausfordernden Vorjahr zeigen die Betriebe eine konsolidierte Geschäftslage – die Erwartungen an die kommenden Monate bleiben jedoch verhalten. Das sind die Ergebnisse der aktuellen Herbstkonjunkturumfrage, die von der Handwerkskammer Potsdam am 16. Oktober 2025 vorgestellt wurde.

86 % der Betriebe bewerten ihre aktuelle Geschäftslage als gut oder befriedigend (Vorjahr: 81 %). Der Geschäftsklimaindex (GKI) steigt weiter und erreicht 110 Punkte. Damit zeigt sich eine konjunkturelle Seitwärtsbewegung mit leicht positiven Tendenzen.

Geschäftserwartungen bleiben gedämpft

Zwar blicken weniger Betriebe pessimistisch in die Zukunft als im Vorjahr (22 %, Herbst 2024: 26 %), dennoch rechnen viele mit stagnierenden oder leicht rückläufigen Entwicklungen. Besonders das Nahrungsmittelgewerbe und das Handwerk des gewerblichen Bedarfs erwarten eine Verschlechterung der Lage – hier geht rund ein Drittel der Betriebe von einer ungünstigeren Entwicklung aus.

Aktuelle Geschäftslage: Stabilität mit deutlichen Branchenunterschieden

Bei der Bewertung der aktuellen Lage zeigt sich ein differenziertes Bild zwischen den Gewerken:

Die besten Lagebeurteilungen kommen aus dem Nahrungsmittelgewerbe und dem Gesundheitshandwerk, die trotz steigender Kosten ihre Marktposition festigen konnten. Positiv sind auch die Rückmeldungen aus dem Kraftfahrzeuggewerbe, das mit einer Auslastung von 93 % den Spitzenwert unter den Gewerken erreicht.

Das Handwerk des gewerblichen Bedarfs präsentiert sich verhaltener, aber weiterhin solide, mit stabiler, jedoch nicht weiter wachsender Nachfrage.

Die durchschnittliche Auslastung der Betriebe liegt mit 89 % leicht über dem Vorjahreswert (86 %). Die Auftragsvorläufe haben sich von 10,9 Wochen auf 10,4 Wochen leicht verkürzt. Unterdurchschnittlich ausgelastet sind das Nahrungsmittelgewerbe (83 %) und die personenbezogenen Dienstleistungen (82 %).

Umsätze stabilisiert, Preisdruck bleibt hoch

Die Umsatzentwicklung hat sich 2025 weitgehend konsolidiert. 81 % der Betriebe konnten ihre Umsätze steigern oder halten. Zwar berichten nur 19 % von tatsächlichen Umsatzsteigerungen, doch der Anteil der Betriebe mit Umsatzrückgängen sank von 32 auf 29 %. Besonders positiv entwickelten sich die personenbezogenen Dienstleistungen, während das Nahrungsmittelgewerbe Einbußen hinnehmen musste.

Auch die Preisentwicklung bleibt herausfordernd: Knapp die Hälfte der Betriebe meldet steigende Einkaufspreise, während 47 % auch in den kommenden Monaten mit weiteren Preisanstiegen rechnen. Besonders betroffen sind das Nahrungsmittel- und das Kraftfahrzeuggewerbe, wo der Kostendruck weiterhin hoch bleibt.

Beschäftigung und Fachkräfte: Leichte Verluste bremsen Wachstum

Der Fachkräftemangel bleibt ein dauerhaftes Problem des westbrandenburgischen Handwerks. Während 12 % der Betriebe ihre Belegschaft erweitern konnten, mussten 16 % Personal abbauen. Besonders stark betroffen ist das Nahrungsmittelgewerbe: Hier berichten zwei Drittel der Betriebe von Stellenabbau. Die Betriebe wissen um die Bedeutung qualifizierter Fachkräfte und werben intensiv für Ausbildung und Beschäftigung im Handwerk. Dennoch bleiben die Bedingungen für die Fachkräftegewinnung schwierig, was die weitere Entwicklung vieler Betriebe einschränkt.

Zurückhaltende Geschäftserwartungen: Gedämpfter Optimismus über alle Gewerke

Mehr als drei Viertel der Betriebe rechnen mit gleichbleibenden oder steigenden Aufträgen. Dennoch bleibt der Optimismus begrenzt: Nur 23 % erwarten steigende Umsätze, während 24 % mit Rückgängen rechnen. Besonders vorsichtig zeigen sich die Betriebe des Nahrungsmittelgewerbes und des gewerblichen Bedarfs, während die personenbezogenen Dienstleistungen etwas optimistischer in die Zukunft blicken.

Robert Wüst, Präsident der Handwerkskammer Potsdam, ordnet die Ergebnisse ein: „Die Betriebe in Westbrandenburg stehen weiterhin vor Herausforderungen wie steigenden Energie- und Rohstoffpreisen, höheren Lohnkosten und zunehmender Bürokratie. Viele arbeiten bereits am Limit. Deshalb braucht das Handwerk spürbare Entlastung, mehr Planungssicherheit und Wertschätzung. Nur wer investieren kann, sichert Arbeits- und Ausbildungsplätze. Die Politik sollte den Mittelstand stärker berücksichtigen und auf unternehmerische Leistung vertrauen, um die Stabilität der Betriebe zu fördern.“

Die Handwerkskammer (HWK) Potsdam ist eine als Körperschaft des öffentlichen Rechts organisierte Selbstverwaltungseinrichtung für die Landkreise Havelland, Oberhavel, Ostprignitz-Ruppin, Potsdam-Mittelmark, Prignitz, Teltow-Fläming und die kreisfreien Städte Potsdam und Brandenburg an der Havel. Sie ist die Interessenvertretung von rund 17.400 Mitgliedsbetrieben und ihren mehr als 70.500 Beschäftigten in über 150 Gewerken.

Die HWK Potsdam setzt sich für die wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen der Handwerksbranche ein, bündelt die Kräfte und Gemeinsamkeiten des Handwerks und bietet ihren Mitgliedsbetrieben zahlreiche Unterstützungen bei wirtschaftlichen und rechtlichen Fragen. Zu den Mitgliedsunternehmen gehören Handwerksbetriebe aller Branchen; vor allem aus dem Bau- und Ausbaugewerbe, Elektro und Metall, Holz, Bekleidung und Textil, Gesundheit, Reinigung sowie Nahrungsmittel.

Die HWK Potsdam bietet an ihrem Bildungs- und Innovationscampus Handwerk (BIH) Götz umfangreiche Angebote für die Weiterbildung im westbrandenburgischen Handwerk und führt in den dortigen Lehrwerkstätten auch die überbetriebliche Lehrlingsunterweisung durch. Sie ist zuständig für Gesellen-, Meister- und Fortbildungsprüfungen im Handwerk.

www.hwk-potsdam.de

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