Eine gefürchtete Instanz


 
Er zählt zu den weltweit bedeutendsten Zell- und Molekularbiologen. Der breiten Öffentlichkeit ist der Heidelberger Professor Werner Franke aber als schonungsloser Doping-Aufklärer bekannt. Auf dem 2. Heilberufe-Dialog der Kreissparkasse in Esslingen referierte der Wissenschaftler vor über 100 Ärzten, Apothekern und anderen Heilberuflern über „Doping im Spitzen- und Breitensport und die gesundheitlichen Folgen“. Sein Fazit: Viele Sportmediziner, Funktionäre und Wissenschaftler begehen Verbrechen an Athleten. Sportlern werden leistungssteigernde Substanzen verabreicht, die schwerwiegende Folgen für deren Gesundheit haben, zum Teil sogar tödlich sind. „Würde man diese Substanzen im Rahmen von Tierversuchen Hamstern injizieren“, so Franke, „verstöße man gegen ethische Normen und müsste mit rechtlichen Konsequenzen rechnen.“ Im Sport gehe es aber um Erfolg und Ansehen, da schere sich niemand um die Folgen für die Betroffenen.

Seit Jahrzehnten prangert Werner Franke unermüdlich die menschenverachtenden und kriminellen Machenschaften von Sportmedizinern, Funktionären und Politikern im Spitzensport an. Gemeinsam mit seiner Frau, der ehemaligen Diskuswerferin Brigitte Berendonk, hat er das Staatsdoping der DDR aufgedeckt und dokumentiert. Für seinen langjährigen entschlossenen Kampf gegen Doping erhielt Franke mit seiner Frau im Jahr 2004 das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. 2006 beschuldigte Franke den ehemaligen Radprofi Jan Ullrich des Dopingmissbrauchs. Lange wehrte sich Ullrich gegen die Vorwürfe, bis Franke ihm Überweisungen in sechsstelliger Höhe an den Dopingarzt Eufemiano Fuentes nachweisen konnte.

Der 73-jährige Franke ist bis heute nicht müde, gegen Medikamentenmissbrauch und Doping im Spitzen- und Breitensport zu kämpfen. In seinem impulsiven Vortrag im Kronensaal der Kreissparkasse bezeichnete er Sportwissenschaftler und -mediziner als „Lakaien eines Systems, das immer nur auf den Medaillenspiegel schaut und die dramatischen Folgen für die Menschen ausblendet.“ Auch im deutschen Sport werde Doping verabreicht und genommen. Nur keiner gebe es zu. Es werde ein „Weltrekord im Lügen“ aufgestellt, um sportliche Erfolge nicht zu gefährden.
In seiner Begrüßung bezeichnete Kreissparkassen-Vorstandsmitglied Burkhard Wittmacher Werner Franke als „gefürchtete Instanz“ unter Dopingsündern. Franke sei ein Wissenschaftler und Doping-Experte mit scharfem analytischem Verstand, immenser Detailkenntnis und einem unerschöpflichen Gedächtnis. Diesem Ruf wurde Werner Franke im Rahmen des Heilberufe-Dialogs mehr als gerecht.