St. Gallen, 07.04.2014. In den nordspanischen Provinzen
Galicien und Asturien werden ganze Dörfer verkauft, die von
neuen Eigentümern wieder zum Leben erweckt werden sollen.
Das spanische Dorf A Barca zum Beispiel besteht aus zwölf
moosbewachsenen Steinhäusern. Es erstreckt sich auf 31.000
Quadratmetern oberhalb des Miño-Flusses. Eigentlich eine
grüne Oase und ein unberührtes Stück Natur. Ein 13.000
Quadratmeter großes Anwesen bestehend aus fünf
Steinhäusern mit Schieferdächern, umgeben von Kiefern und
Eukalyptusbäumen wird hier für 62.000 Euro verkauft.
„In ganz Spanien gibt es rund 2900 verlassene Dörfer, wie
das nationale Statistikinstituts mitteilt“, erklärt der
Finanzexperte Michael Oehme. Nun geht es darum,
zukunftsträchtige und nachhaltige Entwicklungskonzepte
mitzubringen. Einige Bewerbungen seien schon bei den
Behörden eingegangen, sagt der Bürgermeister der
zuständigen Gemeinde Cortegada, Avelino Luis de Francisco
Martínez. Er jedoch würde ein Tourismusprojekt bevorzugen,
„das den Leuten und den örtlichen Firmen eine Perspektive
bietet“.
Mittlerweile steht das Dorf aus dem 15.Jahrhundert seit den
60er Jahren leer. Die meisten Dörfer wurden aufgegeben, weil
ihre Bewohner in größere Städte abwanderten oder zu
fruchtbareren Böden. Des Weiteren führt Spaniens langwierige
Wirtschaftskrise mit einer Arbeitslosenrate von inzwischen
über 26 Prozent immer mehr dazu, dass Eigentümer ihre
alten Güter zum Verkauf anzubieten. Etliche Unternehmen
nutzen dieses Phänomen und haben sich auf den Verkauf von
verlassenen Dörfern spezialisiert. Allein im Osten Galiciens
wurden kürzlich 400 aufgegebene Dörfer entdeckt. Doch die
dazugehörigen Eigentümer zu finden ist nicht immer leicht –
oft sind die Besitzurkunden verschwunden, die Eigentümer
verstorben und manche Erben wissen noch nicht einmal von
der Existenz der alten Häuser.
Zu den Kunden zählen Schriftsteller, Maler oder
Geschäftsleute aus dem ländlichen Tourismus. „Vor allem
Ausländer kaufen in den verlassenen Dörfern ein. Darunter
sind viele Briten, Deutsche, Norweger, US-Bürger, Russen und
Mexikaner“, so Michael Oehme.