Bei der Atomskepsis, die in der
Bevölkerung herrscht, wirkt es nicht gerade vertrauenerweckend, wenn
nach einem von der Koalition als ihr Meisterstück gefeierten
Kompromiss fast jeden Tag etwas nachkommt – und noch dazu von
Geheimabsprachen mit der Atomindustrie die Rede ist. Erst nach und
nach erfuhr die Bevölkerung, dass die Ablasszahlungen der Industrie
für Laufzeitverlängerung und Sicherheit der Kernkraftwerke geringer
ausfallen als zunächst angekündigt.
Und gestern musste Umweltminister Norbert Röttgen (CDU), erneut
mit Kritik am Atomdeal konfrontiert, einräumen, bei der
Vertragsschließung mit der Industrie überhaupt nicht dabei gewesen zu
sein. Man stelle sich vor: Der Fachminister durfte, als die wichtigen
Leute Nägel mit Köpfen machten, nicht hinein. Frei nach Erika
Steinbach müsste man Röttgen nun als das grüne Alibi der Union
bezeichnen. Denn wenn einer in den vergangenen Wochen und Monaten
überzeugend darlegen konnte, dass die Union inzwischen auch ein
Umweltgewissen entwickelt hat, dann Röttgen.
Und nun das: Röttgen, der ohnehin schon als Verlierer des
Atomdeals gesehen worden war, steht nun sogar da wie ein dummer
Schuljunge. Aber Merkel hat nicht nur ihm persönlich schwer
geschadet, sondern auch der Glaubwürdigkeit der Union.
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