Frankfurter Neue Presse: Forschung zwischen Hilfe und Hybris. Pia Rolfsüber die Nobelpreisverleihung

Ist es richtig, dass eine Frau ihre
Eizellen mit dem Sperma ihres toten Ehemannes befruchten lässt?
Sollte eine 60-Jährige noch Mutter werden? Welche Folgen hat es, wenn
Single-Frauen per Samenbank ein Kind bekommen? Dürfen sogenannte
Designer-Babys erzeugt werden, die mit ihren Organen ein krankes
Geschwisterkind retten? All diese Fragen, von denen zu Edwards Zeiten
noch niemand etwas ahnte, sind in den letzten Jahren aufgetaucht. Und
sie müssen beantwortet werden. Im Zweifelsfall sollte dabei immer des
Wohl des Kindes Vorrang haben – vor dem vermeintlichen Recht auf ein
eigenes Kind.

All das trübt jedoch nicht die Lebensleistung des Mannes, der
heute den Medizinnobelpreis erhielt. Im Gegenteil. Er hat nicht Gott
gespielt, sondern als begabter Mensch die Mechanismen der Natur
entschlüsselt – um anderen Menschen zu helfen. Wo die Hilfe aufhört
und die Hybris beginnt, ist jedoch inzwischen zu einer Kernfrage der
Reproduktionsmedizin geworden. Und zu einem Prüfstein der
Menschlichkeit.

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