Frankfurter Rundschau: Kommentar zu Antisemitismus in Deutschland

Im Windschatten fragwürdiger und teils
inakzeptabler Entscheidungen der israelischen Regierung hat sich
alter Judenhass neu formiert. Die Demonstration am Sonntag, in die
sich mit Bundespräsident und Bundeskanzlerin die höchsten
Repräsentanten unseres Staats und unserer Gesellschaft einreihen,
folgt deshalb auch nicht dem üblichen, gut gemeinten, aber irgendwie
hilflosen Empörungsreflex. Es geht vielmehr darum, deutlich zu
machen: Es gibt in der Auseinandersetzung einen unüberwindbaren
Graben, eine Demarkationslinie. Auf der einen Seite stehen solche,
die Israel kritisieren – wie Angela Merkel und Joachim Gauck es getan
haben -, weil sie dem jüdischen Staat und seinen Bewohnern verbunden
sind. Auf der anderen Seite bewegen sich jene, die genau diese
Verbindung aufgekündigt haben oder sich erst gar nicht zu ihr bereit
finden. Ihnen gilt neu die alte Selbstverpflichtung, das Commitment
der deutschen Demokratie nach 1945: Nie wieder!

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