Frankfurter Rundschau: Kommentar zur Antrittsrede des Bundespräsidenten

Joachim Gauck ist aus der DDR gekommen, um den
Bundesrepublikanern zu sagen, wie schön sie es haben. Sie hören das
gern. Sie fühlen sich geschmeichelt, vielleicht sogar geliebt. Aber
verstanden fühlen sie sich nicht. Sie wissen zu gut, dass der Blick
zurück sie leicht einlullt. Die Vorstellung zum Beispiel, sie lebten
in einer Gesellschaft, die neu hinzukommende Fremde integrieren
müsste, war vielleicht in den siebziger Jahren noch vertretbar, sie
geht aber an der Realität der heutigen Bundesrepublik vorbei. Das
Reden von der auch von Gauck wieder bemühten „abendländischen
Tradition“ treibt uns zurück in die Fünfzigerjahre.

Pressekontakt:
Frankfurter Rundschau
Kira Frenk
Telefon: 069/2199-3386