Frankfurter Rundschau: Zu Oskar Lafontaine und den Linken:

Nun gehört, wie gesagt, nach deutscher
Tradition – von der demokratischen Tradition ganz zu schweigen – auch
zur Krönung die Wahl. Nicht aber im Falle Lafontaines. Hier gilt:
Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Lafontaine, was Lafontaines
ist. Das erinnert an das Selbstbewusstsein der Regenwürmer: „Was sind
wir doch für ein rapides Geschlecht, ich sah erst gestern einen
Vogel, der musste die Flügel bewegen, um vorwärts zu kommen.“
(Gottfried Benn) Auch zur Verhöhnung der innerparteilichen Demokratie
gehören zwei, Lafontaine auf der einen und die Linke auf der anderen
Seite. Sollte sie Lafontaines Willen geschehen und ihn sich selbst
zum neuen Vorsitzenden ausrufen lassen, kann sie wieder die
Proskynesis einführen: In den Reichen des Alten Orients fielen die
Untertanen vor dem Herrscher in den Staub und warfen ihm Luftkuss zu:
„Heil Dir, Oskar!“

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