„Alle Berufe – außer dem des katholischen Priesters – stehen heute auch Frauen offen“, brachte Horst Behr eine Tatsache auf den Punkt, die in der Realität trotz aller Gleichberechtigung die alten Bilder angeblich typischer Männer- oder Frauenberufe noch immer nicht gänzlich aus den Köpfen löschen konnte. Gerade in technischen Berufen sind Frauen heute noch deutlich unterrepräsentiert. Um junge Frauen für ingenieurwissenschaftliche Berufe zu begeistern, müsse man früh anfangen und bereits in Kindergärten und Grundschulen gleiche Chancen für Mädchen und Jungen ermöglichen. Das fange schon mit unserem Rollenverständnis zuhause an, betonte Insa Thiele-Eich, die die Zuhörer mit ihrer sehr persönlichen Impulsrede begeisterte. Die Meteorologin wird derzeit von der Initiative „Die Astronautin“ auf einen möglichen Einsatz im All vorbereitet – ein Traum, der Thiele-Eich begleitet, seit ihr Vater (selbst ehemals ESA-Astronaut) ihr die Andromeda-Galaxie zeigte. „Damit wurde mein Universum mit einem Schlag enorm erweitert“, erinnert sie sich noch heute. Die Vorstellung, irgendwo da draußen könnte Leben sein, trieb sie schon als Kind an. Bereits früh hatte sie aber auch einen anderen großen Wunsch: Mutter zu werden. Dass sie beide Träume nicht aufgab, verdankt sie ihrer Schulzeit in den USA. Dort habe sie gesehen, „dass das geht“. Zurück in Deutschland war es dann allerdings nicht so leicht, Familie und Karriere unter einen Hut zu bringen: „Es ist nicht in allen Unternehmen selbstverständlich, dass Frauen unterstützt werden. Auch bei mir war es nicht leicht, als ich Mutter wurde.“ Letztlich habe ihr Mann ein Jahr Elternzeit genommen – und auch der musste dicke Bretter bohren, um die Elternzeit und eine anschließende Teilzeitstelle als erster Mann bei seinem Arbeitgeber durchzubekommen. Das macht deutlich: Wir brauchen Offenheit für Innovationen nicht nur auf fachlicher Ebene, sondern auch im Rollenverständnis zwischen Lebenspartnern und von Seiten der Arbeitgeber.
Frauen ganz bewusst zu fördern und beispielsweise flexible Arbeitszeitmodelle anzubieten, ist für Dr. Rüdiger von Stengel, geschäftsführender Gesellschafter von Art-Invest Real Estate, ganz selbstverständlich. Als Partner und Sponsor des 1. VDI Zukunftsfrühstücks zeigte er gemeinsam mit drei seiner Mitarbeiterinnen, dass das Motto „Innovation braucht Frauen“ in seinem Unternehmen gelebt wird: Christina Wendland führte die Gäste nach dem Frühstück zur benachbarten Bonner Großbaustelle „Neuer Kanzlerplatz“. Die junge Bauingenieurin kam vor dreieinhalb Jahren gleich nach dem Studium zu Art-Invest und leitet heute die Arbeiten auf dem Areal des ehemaligen Bonn-Centers.
Das nächste VDI Zukunftsfrühstück ist am 14. März 2018 geplant. Ort und Thema werden noch bekannt gegeben.