FZ: Absturz oder Aufbruch Kommentar der Fuldaer Zeitung zur Euro-Schuldenkrise

Wer hat recht: Jene Fachleute, die in der Euro-Krise
nur eine vorübergehende, übertriebene Reaktion hysterischer
Finanzmärkte sehen, herbeigeredet durch unverbesserliche Pessimisten
– oder die Brüsseler Politiker, die durch die reale Überschuldung
eines großen Teils der Euro-Länder eine Rezession mit schlimmen
Folgen kommen sehen? Schwer zu sagen. Einerseits sind die
Fundamentaldaten der USA und Japans viel schlechter als die der
Euro-Zone. Dennoch bleiben diese Länder derzeit nahezu unbeachtet von
den Auguren im Schatten der europäischen Krise. Andererseits warnt
die EU-Kommission vor einem finanziellen Kollaps Griechenlands. Als
Folge werde der Teufelskreis aus Schuldenkrise und Wirtschaftsflaute
zu einer Eskalation negativer Entwicklungen führen, deren
Konsequenzen nicht abzusehen sind. Tatsache ist, dass die
internationale Finanzwelt das Vertrauen in die Solidität der EU mehr
und mehr verliert und die Entwicklung mit Argusaugen beobachtet.
Dabei wird offenbar, dass Griechenland und Italien derzeit wenig
Anlass bieten, das Vertrauen zurückzugewinnen. Die bankrotten
Griechen streiten in einer dramatischen Situation wie die
Kesselflicker um Posten in der Übergangsregierung, statt nationale
Einheit zu demonstrieren. Und Italiens Regierungschef Silvio
Berlusconi zögert seinen längst fälligen Rücktritt hinaus. Wäre die
Sache nicht so ernst, könnte man Wetten darauf abschließen, wie die
europäische Krise ausgeht. Dabei bieten sich drei Alternativen an.
Zuerst der schöne Traum: Die Märkte erkennen, dass die Euro-Zone in
Wirklichkeit das „Paradepferd der Weltwirtschaft“ ist – wie ein
Analyst der Bremer Landesbank meint – und setzen auf Sparmaßnahmen
und Strukturreformen. Die schlimmste Variante: Die Euro-Zone bricht
auseinander und die Länder kehren zu nationalen Währungen zurück. Der
Kompromiss: Die Euro-Zone teilt sich auf – in reiche Länder und arme
Schlucker. Sicher scheint zu sein, dass alle Wachstumsprognosen Lügen
gestraft werden. Beinahe täglich werden die optimistischen
Voraussagen der Vergangenheit korrigiert. Das aktuell avisierte
Wachstum von 0,5 Prozent für die Euro-Zone im kommenden Jahr wird
ebenso wenig zu halten sein, wie die 0,8 Prozent der derzeit noch
unter Dampf stehenden Lokomotive Deutschland.

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Volker Feuerstein
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