Kulisse Erzberg: Mehrere hundert Millionen Tonnen abbaufähigen Steins, ein Zen-Garten von ungewöhnlicher Größe, bilden die Bühne für ein gemeinsames Vorgehen aller Bergbaumaschinen der VA Erzberg und einer Handvoll Tänzer von Lawine Torrèn.
Das Kristallsystem des Siderit dient als Anhaltspunkt für die räumliche Struktur der Choreographie. Vom Siderit geschieden wird die GANGART, jenes taube Gestein, das im modernen Bergbau andere Verwendungen findet, im Hoch- und Tiefbau, als Schüttmaterial und im vorliegenden Fall: für Kunst.
Neben den riesenhaften Bergbaumaschinen wirken die Tänzer zu klein. Dieses „falsche“ Raumgefühl bringt Lawine Torrèn mit der Improvisationstechnik „viewpoints“ von Mary Overlie in ein feines Geflecht von Berg, Mining Equipment und zeitgenössischem Tanz. Die Fahrgeräusche der Antriebe, der Donner von fallendem Fels, von Sprengungen, das Sirenenheulen, die metallischen Gitarren der drei Schwestern von Sawoff Shotgun, all dies wird zu einem Soundtrack komponiert, der nicht für die Performance gemacht ist, sondern aus der Performance entsteht. Inspiration: Cage im überdimensionalen Ryoanji-Garten.
GANGART ist eine Produktion von Lawine Torrèn für eisenerZ*ART 2012 im Auftrag der VA Erzberg GmbH.
Lawine Torrèn www.torren.at
Seit 1992 arbeitet Lawine Torrèn als offenes Netzwerk von Tänzern, Schauspielern, Multimedia-Artists und Technikern an Performances und Inszenierungen in teils sehr großen, realen Räumen. Alpine Berglandschaften, Flughäfen, Städte, Wälder und Flüsse werden zu Spielfeldern für eine Choreographie, die Menschen und Maschinen gleichberechtigt in ein erzählerisches Gefüge zwischen Film und Theater verwickelt.
Die präzise Gestaltung findet im Raum und auf der Zeitachse statt, das Medium Film mit seiner fixen Timeline synchronisiert die disparaten Abläufe. Fiktion entsteht dabei nicht aus einer Deutung der Wirklichkeit, sondern aus ihrer Fortschreibung.
Hubert Lepka
Dr. iur., geb. 1958, lebt und arbeitet mit seiner Familie am Passauergut im südlichen Innviertel, nahe Salzburg. Werkschulheim Felbertal, Musikstudium am Mozarteum (nicht abgeschlossen), Rechtswissenschaft, zeitgenössischer Tanz, 1989 Debut mit 108 EB – Kammermusik für 4 Motoren & Bedienungspersonal, arbeiten im Länderdreieck von Kunst, Ökonomie und Wissenschaft.
„Am Erzberg zu arbeiten ist für einen Choreographen wie mich so, als wenn das New York City Ballet anrufen würde. Seit Jahren denke ich darüber nach, wie diese Riesen vom Berg sich bewegen, in welcher Beziehung sie zu uns Tänzern stehen und welchen Rahmen die Bedeutung des Erzberges einer künstlerischen Arbeit vorgibt. Und dann plötzlich werde ich gefragt, dieses Abenteuer zu wagen: Eine Choreographie aller Bergbaumaschinen. was könnte das anderes sein, als ein Fest? Es ist viel mehr noch: Ein Sinnesrausch zwischen Struktur, Schönheit und der Weite dieses Eisenlandes.“ (Hubert Lepka, 04.09.2012)