München (wnorg) – Eine spürbare Beteiligung der Arbeitnehmer am Aufschwung soll von Gewerkschaftsseite schon bald zum zentralen Thema gemacht werden. Offensichtlich ist aus gewerkschaftlicher Sicht der Aufschwung schon stabil genug, um bereits jetzt Forderungen nach Lohnerhöhungen zu stellen, bzw. auf laufende Tarifvereinbarungen einen sogenannten Nachschlag zu fordern.
Da sich die Wirtschaft schneller als erwartet erholt und einige Konzerne bereits wieder Milliardengewinne melden, wollen die Gewerkschaften in den Tarifrunden 2011 deutlich höhere Löhne durchsetzen. „Wir müssen Abschlüsse in Richtung drei Prozent hinbekommen“, sagte der Vorsitzende der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), Franz-Josef Möllenberg, der „Süddeutschen Zeitung“. Auch andere Gewerkschaftsführer plädierten für ein Ende des Maßhaltens. Bereits im Herbst 2010 gibt es Tarifgespräche in der Zigarettenindustrie. „Auch wenn weniger geraucht wird, verdienen die Unternehmen sich dumm und dämlich“, sagte Möllenberg. Deshalb müsste die NGG „hier ordentlich zulangen“.
In der Chemieindustrie wird dagegen erst im Frühjahr 2011 über neue Tarife gesprochen. Bis dahin will die IG Bergbau, Chemie, Energie zumindest in den Firmen, in denen es Verträge zur Sicherung von Jobs gibt und Beschäftigte zum Teil starke Einbußen hinnehmen mussten, einen vorzeitigen Ausstieg aus solchen Verträgen prüfen. Der Vizechef der IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU), Dietmar Schäfers, verlangte für das nächste Jahr einen „Nachschlag“. Die Arbeitgeber müssten sich in besseren Zeiten daran erinnern, „dass wir uns in den schlechten verantwortungsvoll gezeigt haben“. In der Branche mit etwa 670.000 Beschäftigten laufen die Entgeltverträge Ende März 2011 aus.
Im Schlüsselbereich der deutschen Exportwirtschaft, der Metall- und Elektroindustrie mit etwa 3,4 Millionen Mitarbeitern, sind die Tarife bis März 2012 festgeschrieben. Die IG Metall hält sich deshalb noch zurück. Dafür kündigt Gewerkschaftschef Berthold Huber Proteste gegen die Sparpolitik der Bundesregierung an. In der Stahlindustrie mit ihren 85.000 Beschäftigten wird bereits im September 2010 verhandelt. Unter Verweis auf die wieder besser laufenden Geschäfte mit Stahl kündigte Verhandlungsführer Oliver Burkhard an: „Wir wollen für unsere Leute einen fairen Anteil herausholen.“
(mit Material von ddp)