Mit der avisierten Erhöhung des Mindestlohns will die chinesische Regierung verhindern, dass sich die Schere zwischen Arm und Reich noch weiter öffnet. Vor allem in den Städten ist das Lohnniveau qualifizierter Arbeitskräfte in den letzten Jahren stark angestiegen. Eine zusätzliche Beschränkung der Wachstumsgeschwindigkeit von Managergehältern und höhere Abgaben der Staatsunternehmen für soziale Zwecke sollen die Kluft überbrücken helfen. „Primäres Ziel ist die Stabilität im Land – politisch ebenso wie wirtschaftlich“, meint Franz. Denn mehr Kaufkraft bedeute neben mehr Binnenkonsum auch weniger Abhängigkeit von den Exporten in den Rest der Welt. „Man befürchtet, dass die industrielle und wirtschaftliche Stärke Chinas heute noch nicht ausreicht, sollte der Westen wieder schwächeln.“ Besonders für deutsche Unternehmen eröffnen sich daraus nach Meinung des Experten beste Absatzchancen. „,Made in Germany“ hat in der chinesischen Bevölkerung einen sehr hohen Stellenwert. Unsere Produkte und Services sind sehr angesehen.“
Ein höheres Lohnniveau bedeutet aber auch steigende Kosten für die Produktion vor Ort. Nehmen darüber hinaus die nachgefragten Mengen zu, wächst auch der Konkurrenzdruck im Land. Vor allem qualifizierte Mitarbeiter sind bereits jetzt Mangelware – ein Problem, das sich mit steigendem Bedarf noch verschärfen wird. Auch Rohstoffe und Energie werden sich bei steigender Nachfrage verteuern. „Grundsätzlich können deutsche Unternehmen den Plänen der chinesischen Regierung aber zuversichtlich entgegensehen“, urteilt Franz. „Entscheidend ist, das Land als das zu betrachten, was es ist: eine aufstrebende Wirtschaftsmacht mit einem lukrativen Absatzmarkt. Verstehen Unternehmen darüber hinaus das Land, die Gepflogenheiten und die Ansprüche der chinesischen Konsumenten, sind die Chancen auf Erfolg äußerst gut.“