IG BAU begrüßt Renten-Debatte bei der SPD

Frankfurt am Main – Zu den aktuellen Stimmen innerhalb der SPD, die sich gegen die Rente ab 67 wenden, erklärt der Bundesvorsitzende der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt, Klaus Wiesehügel:

Die Rentendebatte in der SPD zeigt, dass sie die Lebensrealität der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wieder in den Fokus ihrer Politik rückt. Die Rente ab 67 war einer der schwersten sozialpolitischen Fehler der vergangenen Jahre, insbesondere weil sie die Situation körperlich oder psychisch besonders belastender Berufe unberücksichtigt ließ. Dass der Vorsitzende der SPD, Sigmar Gabriel, jetzt bereit ist, die Reform auf Eis zu legen, spricht für seinen politischen Instinkt. Gleichzeitig ist es ein Wink mit dem Zaunpfahl an die schwarz-gelbe Koalition. Denn: Die Voraussetzungen für die Rente ab 67 sind in Deutschland weitgehend nicht gegeben.

Im Westen gehen z.B. Beschäftigte auf dem Bau durchschnittlich mit knapp 59 Jahren in Rente. Im Osten sind sie nicht einmal 57 Jahre alt, wenn sie aus dem Berufsleben ausscheiden müssen. Da ist an eine Rente ab 67 im Traum nicht zu denken. Statt Job-Illusionen für Ältere zu kreieren, um die Rente ab 67 zu rechtfertigen, muss auch die Merkel-Regierung endlich die Beschäftigungsrealität zur Kenntnis nehmen. Es wird niemals genug altersgerechte Arbeitsplätze geben, um die Rente ab 67 zu realisieren. Insbesondere fürs Handwerk oder die Pflegeberufe ist das eine reine Illusion. Das müssen auch CDU, CSU und FDP begreifen.

Allein in der Berufsgruppe der Maurer und Poliere gingen im letzten Jahr 3.526 Arbeitnehmer in Rente. Über 40 Prozent davon (1.469) erhielten eine Erwerbsminderungsrente. Aber auch die übrigen knapp 60 Prozent waren vor ihrem Eintritt in die Rente in der Regel körperlich nicht mehr in der Lage, ihren schweren Beruf auszuüben. Weniger als 10 Prozent der Bauarbeiter sind durchgängig bis 65 erwerbstätig. Nur rund jeder zweite Antrag auf Erwerbsminderungsrente wird bewilligt. Hier müssen die Zugangskriterien erheblich gelockert werden. Zudem muss die Erwerbsminderungsrente spürbar angehoben werden. Im vergangenen Jahr lag die Erwerbsminderungsrente bei durchschnittlich 643 Euro pro Monat. Das kann und darf nicht das Ergebnis einer Lebensarbeitsleistung sein.

Jörg Herpich
Leiter der Abteilung
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