Seit Beginn der Finanzkrise Mitte 2007 reduzierten die wichtigsten Zentralbanken nicht nur ihre Leitzinsen auf nahe Null, sondern erweiterten auch mittels quantitativer Maßnahmen ihre Bilanzsummen. Am aggressivsten ging hier die britische Notenbank vor. Die Bank of England dürfte dank eines neuen Kaufprogramms die Spitzenposition verteidigen, selbst wenn die Schweizer Notenbank aufgrund ihrer Devisenmarktinterventionen den Briten auf den Fersen folgt. Neue Hinweise, ob die Federal Reserve ihre Bilanzsumme weiter ausdehnt, dürfte ihr Präsident Bernanke in der kommenden Woche geben. Während die Zurückhaltung der japanischen Notenbank am Devisenmarkt belohnt wird, zahlt sich die relative Bescheidenheit der EZB nicht aus: Der Euro-Dollar-Kurs fiel auf ein neues Jahrestief, an einer zu expansiven Geldpolitik liegt es kaum.
1.2 Wochen-Quartals-Tangente
Es geht nur schleppend voran: Zwar hat Spanien ein neues Sparpaket beschlossen und zeigt sich optimistisch, mit Hilfe der zugesagten europäischen Bankenhilfen die Staatsschuldenkrise zu überwinden. Gleichzeitig ist allerdings der europäische Fahrplan – insbesondere was die Etablierung einer gemeinsamen Bankenaufsicht anbelangt – ins Stocken geraten (S. 5). Zudem bleibt die Lage in Griechenland unübersichtlich. Das Schwelen der Staatsschuldenkrise belastete den Euro, während deutsche Renten von Safe-Haven Zuflüssen profitieren. Den Aktienmarkt (S. 4) hingegen bremsten Sorgen um ein Abflauen der Konjunktur aus.
Chinas Wirtschaftswachstum hat sich in Q2 auf 7,6 % verlangsamt, das ist die niedrigste Wachstumsrate seit 2009. Dennoch gibt es hinreichend Evidenz, dass die Talsohle erreicht ist und die Dynamik in den nächsten Monaten anziehen dürfte: Neben der Kreditvergabe sprechen die robusten Zuwächse beim PKW-Absatz dafür. Insgesamt stabilisierten sich im Juni die Einzelhandelsumsätze sowie die Industrieproduktion und gleichzeitig beschleunigten sich die Anlageinvestitionen. Zudem spekulieren die Investoren nun auf weitere geldpolitische und fiskalische Stimuli. Ein ähnliches Bild zeigt sich konjunkturell auch in Deutschland: Mit Ende des zweiten Quartals sorgten Auftragseingänge, Industrieproduktion und Exporte für eine positive Überraschung, die von den Kapitalmärkten nahezu ignoriert wurde. Für Deutschland zeichnet sich damit ein Wachstumsplus im 2. Quartal ab, trotz der Stimmungsindikatoren, die sich sichtlich eingetrübt haben.
In den USA fielen die Daten zuletzt durchwachsen aus: Die jüngsten Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung überraschten zwar positiv, gleichzeitig dürften in der Berichtswoche Frühindikatoren, Industrieproduktion und Einzelhandelsumsätze belegen, dass die Wirtschaft etwas an Schwung verloren hat. Deshalb spekulieren viele Marktbeobachter auf ein QE3. In der Berichtswoche wird sich Fed-Chef Bernanke vor beiden Häusern des Parlaments verantworten. Er muss dann Farbe bekennen, ob die aktuelle Datenlage neue umfangreiche geldpolitische Maßnahmen rechtfertigt, die dann auf der nächsten FOMC-Sitzung vor der Sommerpause beschlossen werden könnten. Oder ob sich die Konjunktur weiter eintrüben muss, so dass ein mögliches QE3 frühestens ab September erfolgen würde. Innerhalb der Fed wird dies bereits kontrovers diskutiert, so dass die Entscheidung denkbar knapp sein dürfte.