Magdeburg, 18.06.2014. Laut der Allensbachstudie des
Reemtsma-Begabtenförderungswerk beklagen sich 82 Prozent
der Berliner Studierenden über die derzeitige Situation auf
dem Wohnungsmarkt. Fast drei Viertel der Studenten suchen
verzweifelt nach einer bezahlbaren Wohnung. Von rund 2000
befragten Studenten im Alter von 18 bis 29 Jahren gaben 72
Prozent an, dass bezahlbarer Wohnraum schwer zu finden sei.
„Vor allem in Berlin ist die Lage angespannter als in anderen
Städten. Die Studie ist ein weiteres Alarmzeichen, dass
dringend bezahlbarer Wohnraum für junge Menschen in der
Hauptstadt geschaffen werden muss“, weiß Immobilienexperte
Thomas Filor. „In den vergangenen Jahren sind private
Universitäten aus dem Boden geschossen, was mehr
Studenten nach Berlin zieht, als die Stadt überhaupt tragen
kann“. Zusätzlicher, staatlich geförderter und damit
bezahlbarer Wohnraum für Studierende sei unfehlbar.
Bürgermeister Klaus Wowereit hatte schon im vergangenen
Jahr mehr Wohnheimplätze angekündigt. Der Senat sollte sich
um die Kapazitäten kümmern, um 5000 zusätzliche
Wohnheimplätze zu ermöglichen – ein Vorhaben, welches
offenbar nicht leicht in die Praxis umzusetzen ist. Ursprünglich
waren 5 Grundstücke in den Bezirken Wedding, Steglitz und
Weißensee im Gespräch. Doch die Problematik besteht darin,
dass das Land Berlin für das Studentenwerk als Anstalt des
öffentlichen Rechts haftet. Somit soll es keine Kredite
aufnehmen. „Die Entwicklung, dass zum Semesteranfang rund
1600 Studierende auf der Warteliste des Studentenwerks
Berlin stehen, ist ernst zu nehmen“, so Filor weiter. „Die
jungen Leute müssen gefördert werden und sollten sich nicht
um die Wohnungsnot sorgen. Früher haben Studierende
praktisch problemlos bezahlbaren Wohnraum in den beliebten
studentischen Wohngebieten wie Friedrichshain, Kreuzberg,
Mitte oder Prenzlauer Berg bekommen. Doch hier hat sich die
Lage dramatisch geändert“, bestätigt Filor.
„Nicht grundlos geht der Trend in Richtung Luxus-
Studentenappartements. Bauherren haben die Nische und den
Bedarf am Markt erkannt“, weiß der Immobilienexperte. Für
wohlhabende Kunden bauen private Investoren vermehrt
Studentenwohnungen als Renditeobjekte. Die jüngsten
Sozialerhebungen des Studentenwerks zeigen, dass
Studierende in Deutschland durchschnittlich 864 Euro im Monat
zur Verfügung haben, ein Viertel aber kann mehr als 1000
Euro ausgeben, sieben Prozent sogar mehr als 1300 Euro.
Zukünftig könnten in Berlin bald mehr als 2000 neue
Wohnheimplätze für Studierende auf den Markt kommen, die
aber wohl alle mehr als 300 Euro monatlich kosten. Die Sorge
der Studenten bleibt also weiterhin berechtigt.