junge Welt: FTD-Mitbegründer Zeise: Krieg gegen das Handelsblatt verloren

Die Financial Times Deutschland ist Opfer der
Finanz- und Wirtschaftskrise. Zu diesem Schluß kommt der
Finanzjournalist Lucas Zeise, Mitbegründer und jahrelanger Kolumnist
des lachsfarbenen Blattes. „Die FTD wurde in einer Ausnahmesituation
gegründet, 1999 gab es einen Hype auf dem internationalen
Aktienmarkt, den die beteiligten Verlage nutzen wollten, um
ordentlich abzusahnen“, erklärt Zeise im Gespräch mit der in Berlin
erscheinenden Tageszeitung junge Welt (Donnerstagausgabe). Hinzu
komme, „daß die PR-Agenturen diese Verlage beknieten, endlich eine
Alternative zum Handelsblatt zu gründen, das seinen Anzeigenraum zu
Monopolpreisen verkaufte“. Ein Jahr später sei dieser auch als
Dotcom-Blase bekannte Hype vorüber gewesen – „und damit hatte sich
eigentlich auch schon das Geschäftsmodell der FTD erledigt“.

Die FTD habe durchaus Boden gewonnen, sie sei auch als
„Zweitzeitung für die Führungsetagen der Großfirmen“ abonniert
worden. „Das änderte aber nichts daran, daß Wirtschaftsverbände und
die meisten Konzernspitzen nach wie vor eher dem Handelsblatt
verbunden blieben – es war und ist der treueste Berichterstatter des
Kapitals“, so Zeise.

„Schlimm“ werde es jetzt für die über 200 Redakteure der FTD, die
vor dem Aus stehen. „Für so manchen von ihnen wird es sehr bitter,
weil sie wahrscheinlich keinen anständigen Ersatzjob finden“,
fürchtet Zeise.

Der Finanzjournalist und FTD-Mitbegründer Lucas Zeise schreibt
seit März 2012 regelmäßig für junge Welt.

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