Kommunikationsberater Michael Oehme: Der Teilzeittrend

St. Gallen, 30.03.2015. Mit dem Aufschwung des deutschen Arbeitsmarktes geht
offensichtlich ein Aufschwung der Teilzeitarbeit einher: So hat sich zwischen 2004
und 2013 die Zahl der Erwerbstätigen mit Wochenarbeitszeiten von unter 35
Stunden um 2,4 Millionen auf mehr als 10,7 Millionen erhöht. Dementsprechend
sind drei Viertel aller in diesem Zeitraum aufgebauten Arbeitsplätze
Teilzeitstellen. Besonders verbreitet ist die längere Teilzeitarbeit, der vor allem
Frauen nachgehen. „Der Teilzeittrend erfreut sich bei Eltern mit Kleinkindern
natürlich großer Beliebtheit“, so Kommunikationsexperte Michael Oehme. „Leider
finden derartige Zeitmodelle noch keinen vollständigen Zuspruch seitens der
Politik.“ Interessant ist, dass die Familiengründung das Erwerbsverhalten von
Männern kaum beeinflusst. So entscheidet sich fast die Hälfte der Paare mit
Kindern für das Zuverdienermodell, bei dem der Mann Vollzeit und die Frau
Teilzeit arbeitet. Lediglich bei einem Viertel der Paare haben demnach beide
Partner in etwa die gleiche Arbeitszeit.

Nichtsdestotrotz hat der Aufschwung der Teilzeitbeschäftigung auch seine
Schattenseiten: So ist auch die Zahl der Erwerbstätigen mit Wochenarbeitszeiten
von weniger als 15 Stunden enorm gestiegen. „Die Minijobs bringen im
Gesamtbild einige Probleme mit sich“, so Michael Oehme weiter. „Das große
Fachkräftepotential wird durch Minijobs eingeschränkt.“ Brigitte Pothmer (Die
Grünen) geht sogar noch weiter und bezeichnet die 450-Euro-Jobs als „eine
Niedriglohnfalle, die die lebenslange ökonomische Abhängigkeit der Frauen von
ihren Männern oder von staatlichen Transferleistungen fördert“. Sie kritisiert unter
anderem, dass im Jahr 2013 fast 3,2 Millionen Teilzeitkräfte weniger als 15
Stunden je Woche arbeiteten. Michael Oehme bestätigt, dass die „kleine Teilzeit“
in Deutschland nach wie vor stärker verbreitet ist, als in anderen EU-Ländern.
Während hier 36 Prozent der teilzeitbeschäftigten Frauen unter 15 Stunden
arbeiten, sind es im EU-Durchschnitt nur 28 Prozent. Einer vom Ministerium
zitierten Studie zufolge geben 55 Prozent der Minijobber an, dass sie gerne mehr
arbeiten würden – im Durchschnitt sechs Stunden mehr je Woche. Parallel dazu
wünschen sich unter den anderen Teilzeitkräften 40 Prozent eine zumindest etwas
längere Arbeitszeit.

Schließlich hat auch das Ministerium ein Interesse daran, Teilzeitkräften einen
Rechtsanspruch gegenüber ihrem Betrieb auf eine Rückkehr in Vollzeit zu
verschaffen.