Es ist mehr als 30Jahre her, dass Cottbus
die Welthauptstadt des Radsports war. Damals gewannen fünf Lausitzer
– Heßlich, Thoms, Winkler, Hartnick und Drogan – das Regenbogentrikot
des Weltmeisters. Sie alle hatten ihre sportliche Heimat beim SC
Cottbus, dem heutigen Radsportclub der Lausitzmetropole. Das ist
lange her. Diese Leistung ist weltweit nie wiederholt worden.
Lausitzer Radsport-Asse aber fahren bis heute in der Weltspitze. Die
Episode aus der Historie hervorzukramen, hat vor dem Hintergrund des
Gerangels um den künftigen Standort des Leistungssportprojektes der
Bundespolizei durchaus seine Berechtigung. Denn damals hatte Cottbus
eine Radrennbahn, die für den jüngeren Nachwuchs, aber keineswegs für
Spitzensport taugte. Und dennoch zeigten die SCC-Asse der Konkurrenz
Jahr für Jahr das Hinterrad. Wenn heute Ruderer oder Kanuten beim
Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) klagen, dass sie in Cottbus
geeignete Trainingsbedingungen vermissen, dann muss einfach auf die
Historie verwiesen werden. Zudem: Die angehenden Bundespolizisten
lernen und trainieren in Cottbus nur jeweils im Winterhalbjahr. Da
werden in vielen Sportarten vor allem die Grundlagen in Ausdauer und
Kraft für die Saison im Sommer gelegt. Ein Ruderkanal im Cottbuser
Sportzentrum scheint einfach überzogen. Ebenso wie eine Radrennbahn
für Potsdam. Was getan werden konnte, um die Bedingungen am Standort
Cottbus zu verbessern, dafür haben sich Cottbus und das Land
Brandenburg ins Zeug gelegt. Das Sportler-Internat ist erweitert und
modernisiert worden. Die neue Leichtathletikhalle dürfte ein
Schmuckstück werden. Insgesamt 40Millionen Euro – aus
Steuermitteln wohlgemerkt – sind auch dafür aufgewandt worden, dass
sich Spitzensportler der Bundespolizei bei ihrem Zwischenstopp in der
Lausitz wohl fühlen. Wenn der DOSB und das Bundesinnenministerium
heute kurzerhand einen Schlussstrich unter das Projekt Cottbus ziehen
und allein für den Umzug nach Potsdam weitere Steuermittel verpulvern
wollen, dann sollten sich die Stadt und das Land nicht kampflos
geschlagen geben. Cottbus ist nach wie vor eine Sportstadt. Der
Leistungssportstützpunkt der Bundespolizei trägt zu diesem Image bei.
Wenn die Bedingungen im Sportzentrum noch immer nicht ideal sind,
dann sollten Umzugsgelder eher für die Verbesserung der
Trainingsmöglichkeiten genutzt werden. Und den meckernden angehenden
Bundespolizisten sei gesagt, dass die fünf Lausitzer
Radsport-Weltmeister ebenso wie die Mehrzahl der vor dem Rathaus
verewigten Cottbuser Olympiamedaillen-Gewinner von einem gesicherten
Berufsleben schon während der Sportlerkarriere nur träumen konnten.
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