Menschen sind gern stolz auf ihre Heimat. Doch zur
Geschichte gehören auch die Kapitel, die man weniger gern vorzeigt.
In Cottbus ist das die vor Jahren stillgelegte Haftanstalt in der
Bautzener Straße. In der Nazizeit wurden dort Frauen eingesperrt,
nicht wenige davon aus politischen Gründen. In der DDR wurde diese
schlimme Tradition später fortgesetzt. Cottbus wurde zu einem
Sammellager für Menschen, die inhaftiert wurden, nur weil sie die DDR
verlassen wollten. Aus der Bautzener Straße in Cottbus kam regelmäßig
Nachschub für den Häftlingsfreikauf durch die Bundesrepublik. Manchem
wäre es deshalb sicher recht gewesen, wenn die alte Haftanstalt
schnell abgerissen worden wäre und mit den Gebäuden auch dieser Teil
der Stadtgeschichte. Ehemaligen Häftlingen ist es zu verdanken, dass
es nicht dazu kam. Ihr Bemühen, aus diesem Schreckensort eine
Erinnerungs- und Bildungsstätte für den Wert der Menschenrechte
entstehen zu lassen, scheint nun zu gelingen. Doch der Weg bis zu
einem wirklichen Menschenrechtszentrum ist noch weit. Dabei geht es
nicht nur um das Geld, das für ein solch ehrgeiziges Projekt
zusammengebracht werden muss. Es geht auch darum, wie weit sich das
Zentrum inhaltlich über die DDR-Zeit hinaus öffnet. Im Trägerverein
sitzen Ex-Häftlinge, die durch das ihnen in der DDR angetane Unrecht
geprägt und deshalb verständlicher Weise auf diese Zeit fixiert sind.
Sie wollen ihre Erinnerung nicht verwässern und relativieren lassen,
zum Beispiel durch einen ausführlichen Blick auf das Gefängnis in der
Nazizeit. Die wiederum ist Mitgliedern der Partei die Linke in
Cottbus besonders wichtig. Eine von ihrer Arbeitsgruppe Geschichte
dazu entwickelte Ausstellung wurde im Sommer anderen Ortes gezeigt,
weil das Menschenrechtszentrum keinen separaten Raum dafür
bereitstellte. Die Linke wollte das antifaschistische Gedenken nicht
zu nahe an das DDR-Unrecht herankommen lassen. Die wissenschaftliche
Erforschung der Gefängnisgeschichte und eine neue Geschäftsführerin,
die nicht aus Ex-Häftlingskreisen kommt, sind eine Chance, diese
Gräben langsam einzuebnen. Wenn der Blick auf die ganze Geschichte
gelingt, ist dies nicht nur für Cottbus, sondern für die gesamte
Region ein Gewinn.
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