Wer noch vor einem Jahr ernsthaft angenommen
hätte, dass die Commerzbank in diesem Sommer beginnt, über eine
Rückzahlung an den Bankenrettungsfonds Soffin nachzudenken, der wäre
mindestens für sehr fantasiebegabt gehalten worden. Aber die gute
Konjunkturentwicklung hat dem Geldhaus im ersten Halbjahr mächtig
Rückenwind gegeben, wenn auch im zweiten Quartal weniger als im
ersten. Eine Milliarde Euro operativer Gewinn ist aber schon ein
Wort. Jetzt mit einem Gewinn im Gesamtjahr zu rechnen, ist recht
realistisch. Fraglich ist nur, ob die Bank dann tatsächlich erst 2012
beginnen kann, die stillen Einlagen von 16,4 Milliarden Euro an den
Staat zurückzuzahlen. Der Vorstand verweist zwar auf die
unterschiedliche Rechnungslegung, die dem zugrunde liegt: Doch selbst
wenn nach deutschem Bilanzrecht der operative Gewinn vielleicht nicht
so hoch ausfällt wie in der internationalen Rechnungslegung: Die Bank
wird es sich kaum leisten können, so kreative Bilanzgestaltung zu
betreiben, dass mit einer anderen Berechnungsmethode der Gewinn
verschwindet oder viel geringer ausfällt. Details wird man vom
Vorstand erst im Februar erfahren. Aber die Bank wird sich zumindest
jetzt kaum darum drücken können, dann mit der Zinszahlung auf diese
stillen Einlagen zu beginnen. Solange sie einen Verlust schrieb, war
sie davon befreit. Ohnehin dürfte die Politik nicht nur bei der
Zinszahlung ein Wörtchen mitzureden haben, sondern auch bei der
Frage, wann die Commerzbank mit der Rückzahlung beginnt: Immerhin ist
der Staat mit 25 Prozent plus einer Aktie beteiligt. Günstige
Bedingungen an den Kapitalmärkten wären Vorbedingung für die
Commerzbank, die stillen Einlagen von 16,4 Milliarden Euro nach und
nach zurückzuzahlen. Denn ohne Kapitalerhöhung wird das Geldhaus auch
eine teilweise Rückzahlung nicht stemmen können.
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