Märkische Oderzeitung: Kommentarauszug zu Ayrault/Merkel

Angesichts der wirtschaftlichen Lage
Frankreichs von einem Realitätsschock zu sprechen, ist gewiss nicht
übertrieben. Statt liebgewonnene Standards wie 35-Stunden-Woche und
Rente mit 60 zu verteidigen, wird Präsident Hollande um tiefgreifende
Strukturreformen nicht herumkommen. Die Frist, innerhalb jener das
Spiel, Schulden mit noch mehr zu Schulden zu bekämpfen, funktioniert,
ist ausgelaufen. Die Märkte, das heißt die Geldgeber, werden nervös,
wenn sich nichts ändert. Frankreich steht damit vor Veränderungen,
die auch deswegen heikel sind, weil das erfolgreiche Beispiel
Deutschland die innenpolitischen Auseinandersetzungen immer
mitbestimmt. Interessanterweise ist der französische Nationalismus
dabei vor allem links grundiert. Die Töne ähneln denen in
Griechenland oder Portugal, wo gerne an die deutsche Vergangenheit
erinnert wird. Irrsinnigerweise wird auf diese Weise gegen jene
gehetzt, deren Solidarität man einfordert.

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