Zwar gestatten die EU-Kriterien für die öffentliche Beschaffung im Bereich Straßenverkehr seit Juni 2023 die rechtssichere Ausstattung aller Fahrzeuge der öffentlichen Hand mit runderneuerten Reifen, wenn sie nach den Richtlinien ECE R 108/109 typgenehmigt sind.
Die Aufnahme runderneuerter Reifen in die EU-Taxonomie-Verordnung zum straßengebundenen Güter- und Personentransport als geeignete Bereifung scheitert aber bislang daran, dass Runderneuerte nicht in der EU-Reifenkennzeichnungsverordnung (vom 1. Mai 2021) enthalten sind, was von Seiten der Runderneuerer seit über zwölf Jahren gefordert wird.
Nachhaltige Optimierung der CO2-Bilanz von Flotten
Die Treibhausgas-Emissionen des Straßengüterverkehrs in Europa haben seit 1995 um 21 Prozent zugenommen. Steigende Zulassungszahlen haben den positiven Effekt verbesserter Motoren und Abgastechnik unwirksam gemacht. Um die strengen Vorgaben des Klimaschutzgesetzes für den Straßengüterverkehr zu erfüllen, müssen Unternehmen der Transport- und Logistikbranche ihre CO2-Emissionen bis 2033 nahezu halbieren. Die Fuhrpark-Umrüstung auf emissions¬ärmere Transporter und Nutzfahrzeuge wird dazu nicht ausreichen. Die Ausstattung der Flottenfahrzeuge mit runderneuerten Reifen kann die CO2-Bilanz nachhaltig optimieren.
Runderneuerte Markenreifen für Nutzfahrzeuge und Pkw haben erwiesenermaßen dieselbe Qualität, Sicherheit, Laufleistung und Performance wie vergleichbare Neureifen. Sie bieten darüber hinaus zahlreiche ökologische und ökonomische Vorteile. Die Fertigung runderneuerter Reifen spart nach einer AZuR/DBU-Studie des Fraunhofer Instituts UMSICHT2 im Vergleich zur Neureifenherstellung über 60 Prozent CO2-Emissionen, zwei Drittel Rohstoffe (vor allem Kautschuk) sowie rund 50 Prozent Energie (Strom und Gas). Ein runderneuerter Lkw-Reifen verursacht rund 135 kg weniger CO2-Emissionen als ein vergleichbarer Lkw-Neureifen (Rollwiderstandsklasse D), und ist zudem in der Anschaffung günstiger.
Importreifen aus Fernost in punkto Nachhaltigkeit klar im Hintertreffen
Die nachhaltigen Vorteile der Runderneuerung von Markenreifen in Europa können die meisten Importreifen aus Asien bei nüchterner Betrachtung nicht annähernd erreichen. Zu dem schon in der Herstellung verursachten CO2-Plus kommen zusätzliche klimaschädliche Emissionen durch den Transport um die halbe Welt. Während europäische Markenreifen für Nutzfahrzeuge bis zu dreimal runderneuert werden können, sind längst (noch) nicht alle Importreifen runderneuerungs¬fähig. Das lässt sie in der Ökobilanz noch weiter zurückfallen und hat zudem den negativen Effekt, das Karkassen¬angebot in Europa weiter zu verknappen.
Auf dem ersten AZuR-Runderneuerungsgipfel in Günzburg will man die Weichen dafür stellen, der klimagerechten Zukunftstechnologie in Deutschland und Europa nachhaltig zum Durchbruch zu verhelfen. Am 8. Oktober 2024 kommen die wichtigsten Branchenvertreter aus der EU zusammen, um die Zukunftsaspekte der Runderneuerung vorzustellen und zu diskutieren. Neben einem innovativen Vortragsprogramm, das auch viele technische Neuerungen enthält, wird den Teilnehmenden in einer begleitenden Ausstellung die Möglichkeit geboten, mit wichtigen Lieferanten ins Gespräch zu kommen. Die Anmeldung zum Gipfel ist noch möglich.