Außenministerin Annalena Baerbock und ihr französischer Amtskollege Jean-Noël Barrot haben bei ihrem ersten Treffen mit den neuen syrischen Machthabern vieles richtig gemacht. Sie knüpfen mögliche Hilfen für den Aufbau des vom Bürgerkrieg zerstörten Landes an Bedingungen, damit eine inklusive und keine radikalislamistische Regierung entsteht. Sie unterstreichen ihre Bereitschaft, Syrerinnen und Syrern beizustehen, indem sie die bisherigen Partner mit humanitärer Hilfe unterstützen. Doch es ist viel mehr nötig als die Scheckbuchdiplomatie der EU. Schließlich gilt es, nicht nur die innersyrischen Konflikte beizulegen oder die Verbrechen des Assad-Regimes aufzuarbeiten. Darüber hinaus muss die Wirtschaft angekurbelt werden. Erschwerend kommt hinzu, dass Akteure wie die Türkei oder Israel ihre Interessen verfolgen. Deutschland und die anderen EU-Staaten brauchen also einen langen Atem, um die komplexen Probleme des Aufbaus Syriens mit Damaskus und anderen aus der Region zu lösen.
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