St. Gallen, 29.09.2014. Kinder werden heutzutage schon sehr früh mit teuren
Sachwerten konfrontiert: Während zu Beginn der Grundschulzeit noch das
„einfache“ Handy reicht, soll es baldmöglichst dann doch ein Smartphone sein.
Den PC, den Laptop oder das Tablet kennt man oft ohnehin von zu Hause. „Doch
wie soll man diese enormen Werte für Kinder überhaupt greifbar machen?“, fragt
sich der PR-Experte Michael Oehme. „Die Gefahr besteht darin, sich im späteren
Leben aufgrund von Unwissenheit an komplizierte Verträge zu binden und sich zu
verschulden.“
Doch die nötige Aufklärungsarbeit in der Schule scheint sich bislang noch in
Grenzen zu halten. Die steigende Komplexität der ökonomischen Verhältnisse
überfordert Jugendliche. So haben sie nie wirklich gelernt, was ein Kredit oder eine
Aktie ist und wofür Banken zuständig sind. „Zu viele Schulabgänger wissen zu
wenig über Finanzen. Dabei ist finanzielle Allgemeinbildung für das gesamte Leben
wichtig und sollte eine priorisierte Rolle im Lehrplan einnehmen, “ bestätigt
Oehme. Diese Mehrheitsmeinung vertreten auch Verbraucherschützer und
Verbandsvertreter, Fachdidaktiker und Bildungspolitiker. In der Praxis besteht
jedoch die Problematik darin, diesen Zustand zu ändern: Jedes Bundesland hat
eigene Ideen. So führen die einen eigene Fächer ein, während die anderen nur ihre
Lehrpläne um wirtschaftliche Themen und Verbraucherbildung erweitern. So kann
die Wissenslücke nicht einmal empirisch untersucht werden, da die Vielzahl von
Konzepten sich nicht miteinander vergleichen lassen.
Laut einer Studie der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung (OECD) verstehen 15-Jährige selbst einfache Zusammenhänge des
Finanzwesens nicht. Demnach fragten die Tester, ob die Jugendlichen
Kontoauszüge oder Rechnungen verstehen, die Kosten eines Kredits erfassen oder
Wucherpreise erkennen können. Jeder Siebte hatte Probleme, die einfachen
Fragen zu beantworten, etwa, warum eine Schülerin eine Rechnung erhalten hat.
„Vielen Jugendlichen mangelt es an Motivation, sich mit Finanzthemen
auseinanderzusetzen“, erklärt Michael Oehme. „Den jungen Menschen muss
besser erklärt werden, warum diese Thematik so wichtig für ihr späteres Leben ist.
Das steigert die Motivation.“
Die Diskussion wird derzeit auch noch von zwei weiteren Störfaktoren
überschattet: Bislang gibt es keine Lehrerausbildung für ein Schulfach Wirtschaft,
welches noch gar nicht existiert. Des Weiteren schicken Unternehmen und
Verbänden Unterrichtsmaterialien an Schulen, in denen sie eigennützig ihre
Positionen verstecken.