St. Gallen, 26.02.2014. Vor einer Woche kaufte Facebook Inc.
den Messenger-Dienst WhatsApp für insgesamt 19 Milliarden
US-Dollar (13,81 Milliarden Euro). Seitdem gab es heftige
Diskussionen und Millionen Nutzer, die Whatsapp nun den
Rücken kehren wollen…
Am 19. Februar kaufte Facebook WhatsApp. Dessen
Mitgründer Jan Koum zog in den Facebook-Verwaltungsrat ein.
Doch außerhalb der Verhandlungen löst die Übernahme bei
vielen Nutzern Sorgen über die Sicherheit der Daten aus.
Facebook-Gründer Mark Zuckerberg versucht derzeit die
Nutzer zu beruhigen. Facebook werde keine Daten des
Kurznachrichten-Dienstes WhatsApp auswerten. WhatsApp
speichere keine Nachrichten seiner Nutzer oder Informationen
über sie und Facebook werde das auch nicht ändern. Der
Hintergrund: „Nach Bekanntgabe der Übernahme von
WhatsApp vergangene Woche wurde spekuliert, Facebook
könnte das Geld über die Auswertung der Daten
zurückverdienen wollen“, erklärt Michael Oehme, Consultant
bei der Capital PR AG.
Auch WhatsApp-Chef Jan Koum versuchte die Sorgen seiner
Nutzer zu schmälern: „Als Firma wollen wir so wenig wie
möglich über unsere Nutzer wissen.“ WhatsApp wolle weiterhin
unabhängig arbeiten. Auf die Frage, was Facebook von dem
Kauf habe, verwies Koum auf die hohen Nutzerzahlen von
WhatsApp. Der Dienst habe inzwischen 465 Millionen Nutzer
pro Monat. Vergangene Woche war noch von rund 450
Millionen die Rede.
Der stundenlange Whatsapp-Ausfall sorgte derweil am
Samstagabend für verschiedene Verschwörungstheorien. Der
Ausfall begann am Samstagabend deutscher Zeit. Die
technische Panne löste in den sozialen Netzwerken Frustration
und provokative Witze aus. Whatsapp teilte über Twitter mit,
es gebe „Server-Probleme“. Kurz nach Mitternacht
funktionierte der Dienst wieder. Nutzer machten sich an
diesem Abend nicht nur hinsichtlich ihres Ärgers wegen des
Ausfalls, sondern eben auch über die Facebook-Übernahme,
Luft. Hämische Kommentare wie „Vielmehr müssen die
Facebook-Verantwortlichen abgeschaltet“ oder „Keine Sorge –
Zuckerberg lädt nur schnell eure Daten auf die Facebook-
Server“ überfluteten das Netz.
Fakt ist: Die Fusion hat bei den Whatsapp-Nutzern Spuren
hinterlassen. Laut einer gemeinsamen Umfrage des
Marktforschungsinstitut Advise mit dem Online-Panelanbieter
respondi AG können sich fast ein Drittel der WhatsApp-Nutzer
in Deutschland vorstellen, Whatsapp zu verlassen. An der
Umfrage nahmen vom 20. bis 21. Februar insgesamt 1012
WhatsApp-Nutzer teil. Die Gründe für einen Wechsel liegen
vor allem in der Unsicherheit der Daten und der Angst, dass
Facebook Zugriff auf die persönlichen Handydaten bekommen
könnte. Werbung, Kosten oder eine schlechtere
Benutzerfreundlichkeit spielen nur am Rande eine Rolle.
Alternativen, die einen ähnlichen Dienst wie WhatsApp bieten,
werden aktuell noch kaum genutzt. „Mit vier Prozent ist dabei
die Schweizer App Threema das noch am weitesten verbreitete
Programm unter den Befragten“, weiß Oehme. Allerdings
rangiert die App hinter Skype nur auf Platz drei der möglichen
Alternativen. Tatsächlich scheinen für viele Nutzer andere
Formate als Ersatz für Messenger-Programme möglich. Als
Alternativen zu WhatsApp geben mit 38 Prozent die meisten
das an, was die Anwendung in kürzester Zeit selbst ersetzen
konnte: die klassische SMS.