Michael Oehme, CapitalPR AG: Arme Akademiker

St. Gallen, 23.01.2014. Viele junge Menschen absolvieren ein
Studium, auch wenn es kostspielig ist. Für Bildung sei kein
Cent zu teuer sagt man. Aber zahlt sich diese Investition am
Ende der Studienzeit auch aus? Drei Jahre an einer deutschen
Universität kosten immerhin rund 30.000 Euro.

Berichten der „Welt am Sonntag“, unter Berufung auf
Berechnungen des Instituts für Arbeit und Qualifikation (IAQ)
der Universität Duisburg-Essen, zufolge arbeiten
hunderttausende Akademiker in Deutschland zu
Niedriglöhnen. Im Jahre 2012 bekam jeder zehnte
Akademiker nicht mehr als 9,30 Euro brutto pro Stunde – eine
erschreckende Zahl wenn man bedenkt, dass dieser Wert nur
knapp über dem von der Bundesregierung vorgeschlagenen
Mindestlohn von 8,50 Euro liegt. Dem Bericht zufolge sind
rund 688.000 Menschen betroffen. Die traurige Wahrheit ist,
dass es eine Vielzahl von akademisch ausgebildeten
Arbeitnehmern gibt, die zu geringen Löhnen oder gar in
unbezahlten Praktika arbeiten. Auch das Rollenklischee
bestätigt sich: Das Risiko ist nämlich ungleich verteilt, für
Frauen liegt es fast doppelt so hoch wie für Männer. Während
11,4 Prozent der Hochschulabsolventinnen im
Niedriglohnsektor arbeiten, sind es bei den Männern nur 6,1
Prozent.

Erschreckendes schreibt „Die Welt“, meint Michael Oehme,
Consultant bei der CapitalPR AG aus Sankt Gallen. Sie
berichtete unlängst von drei Frauen, die nach dem Abschluss
für einen sehr geringen Stundenlohn arbeiten müssen. Eine
29 Jahre alte Wissenschaftlerin aus Berlin musste sich
demnach mit einem umgerechneten Stundenlohn von 4,55
Euro zufrieden geben. Eine dargestellte 34 Jahre alte
Architektin verdient nach Abzug unbezahlter Überstunden
gerade einmal sieben Euro. Eine 28-jährige
Medienwissenschaftlerin aus Berlin gab einen Stundenlohn von
knapp 7,50 Euro an.

Bei solchen Salären kommt der Zweifel auf, ob sich ein
langwieriges und kostenintensives Studium überhaupt noch
lohnt. Nach Berechnungen des deutschen Studentenwerks
kostet ein dreijähriges Bachelor-Studium bereits 28.000 Euro.
Wer zehn Semester lang studiert – wie in den Diplom- oder
Magisterstudiengängen üblich – muss mit Gesamtkosten von
46.000 Euro rechnen. Bei zwölf Semestern fallen gar
durchschnittliche Kosten von 55.000 Euro an.

„Wegen des niedrigen Arbeitslosenrisikos erscheint es rein
statistisch sinnvoll zu studieren. Doch die Absolventenzahl
steigt stetig. Die öffentlichen Universitäten bieten nicht genug
Studienplätze an, so dass sich manche Studenten sogar einen
Studienkredit für eine private Hochschule ans Bein binden
müssen. Dabei sollten doch gerade jene ausreichend vom
Staat gefördert werden und für ihre Mühe auch einen
zukunftsträchtigen Job erwarten können, von dem man gut
leben kann“, so die Einschätzung von Michael Oehme,
Consultant bei der CapitalPR AG.