Michael Oehme, CapitalPR AG: „Geschlossene Fonds faktisch vor dem Aus?“

St. Gallen, 28.01.2014. „Bereits im September letzten Jahre
schrieb ich viel über den geschlossenen Fonds als
Auslaufmodell – und wurde hierfür immer wieder angefeindet“,
erklärt Michael Oehme, Consultant bei der CapitalPR AG aus
Sankt Gallen, Schweiz. Nun seien es die nackten Zahlen, die
dem PR-Profi recht geben: Wie die Berliner Scope-Gruppe
errechnet hat, hat sich das Platzierungsgeschäft mit
geschlossenen Fonds in 2013 gerade einmal halbiert. Dabei
war bereits das Vorjahr von einem deutlichen Umsatzrückgang
gekennzeichnet.

Wie in den Vorjahren war dabei der Umsatz mit geschlossenen
Immobilienfonds das Geschäft, das den Gesamtmarkt trug.
65 Prozent des Platzierungsgeschäftes machten sie aus,
wobei allerdings einige Großprojekte maßgeblich zu diesem
Ergebnis beitrugen. „Ein Problem ist dabei, dass die
Emittenten kaum mehr geeignete Objekte finden, bei
anderen Assetklassen wie beispielsweise Flugzeugen sind es
inzwischen die Banken, die ihnen das Leben schwer machen“,
sagt Oehme. In der Tat sind inzwischen wieder viele Banken
in das Finanzierungsgeschäft eingestiegen und bieten für
Projektfinanzierer Konditionen an, mit denen die Fonds nicht
mithalten können. „Fondsfinanzierungen sind nun einmal
teure Finanzierungen und werden es in der Zukunft sogar
noch mehr“, ergänzt Michael Oehme.

Er spielt damit auf die Umsetzung der AIFM-Richtlinie an, die
für die Anbieter höhere Kosten fürs Asset-Management, für
die Verwaltung und Dokumentation sowie die Compliance
bedeutet. Anerkannte Brancheninformationsdienste wie
kapital-markt intern (kmi) befürchten daher ein
„Artensterben“ auf breiter Fornt, wenn nicht praktikablere
Lösungen umgesetzt würden. Danach sieht es jedoch nicht
aus. Erst vor Kurzem wurde bekannt, dass man die ’de
minimis’-Regelung, wonach kleinere AIFM’s zunächst bis zu
100 Millionen Euro platzieren dürfen, um dann – im Zuge der
Realisierung – auch das Geld für eine Umsetzung als „echte“
AIFM zu haben, deutlich eingeschränkt wurde. Zwar sollen
diese weiterhin die Möglichkeit haben, bis zu 100 Millionen
Euro platzieren zu dürfen – allerdings nur noch im
institutionellen Lager oder über den Bankschalter. „Das
entspricht allerdings mitnichten der Platzierungsrealität“, so
Oehme. So sei der angestammte Vertriebsweg dieser Anbieter
der Bereich der freien Vermittler. Diese wären jedoch künftig
Außen vor, so sie keine 32-KWG-Zulassung aufweisen
könnten. Diese hat bislang jedoch kaum einer.