St. Gallen, 20.09.2013. Deutschland geht es wirtschaftlich
besser als je zuvor, so Bundeskanzlerin Angela Merkel beim
Wahlwerbespot. In Deutschland muss es gerechter zugehen,
kontert Herausforderer Peer Steinbrück. An beiden Aussagen
ist Wahrheit dran, Strategen haben sie vermutlich auch daher
gewählt. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass
Deutschland im europäischen Umfeld glänzt, dass es aber
auch immer mehr Menschen gibt, die mit immer weniger
zufrieden sein müssen. Die offenkundige Wahlverdrossenheit
kann also nicht (nur) daran hängen, dass es den Menschen
zu gut geht. Neben Werbespots „geh wählen!“ hat der
Donaukurier pro und contra zur Frage „wählen gehen?“
aufgearbeitet (Link:
http://www.donaukurier.de/themen/blog/leserthemen/weitere_
themen/Wahlverdrossenheit;art95748,1939213).
„Schaut man den Bürgern wie es immer so schön
umgangssprachlich auf’s Maul, so steht hinter dem geringen
Wahlinteresse eher die Verdrossenheit der Bürger, ohnehin
nichts ändern zu können“, meint Michael Oehme, Consultant
der CapitalPR AG. Und das habe nach seiner Einschätzung am
ehesten etwas damit zu tun, dass viele im Hinblick auf die
zukünftige Entwicklung des Euro und der möglichen
Auswirkungen auf die wirtschaftliche Situation des Landes sehr
verunsichert sind. Wie Studien dabei belegen, geht ein nicht
unerheblicher Teil der Gesellschaft – also der potentiellen
Wähler – zudem davon aus, dass die Politik ihnen sowieso
nicht die Wahrheit erzählt. Beispielsweise bei der Frage, wie
denn der Euro zu retten sei – ein Thema, zu der sich zwar
eine eigene Partei „Alternative für Deutschland“ (Link:
https://www.alternativefuer.de) gegründet hat, vor der die
sogenannten etablierten Parteien jedoch zumindest kurzfristig
keine Gefahr ausgehen sehen, denn so schnell werden sich
die Mehrheitsverhältnisse nicht verändern. Daher grenzt man
dieses Thema aus.
Auch „Die Grünen“ nutzen offensichtlich ihre Chance nicht,
Kritik an der bisherigen Umweltpolitik im ausreichenden Maße
zu üben. Anderenfalls hätten sie die Kanzlerin mit
entsprechendem politischen Druck viel früher aufgefordert, sie
solle sich zur Frage der Zukunft der Erneuerbaren Energien
bzw. zum Verbot von Fracking (Link:
http://www.theeuropean.de/oliver-krischer/5936-
regierungsentwurf-zum-fracking-in-deutschland) äußern.
Derzeit verspielt die Bundesrepublik im Bereich Erneuerbarer
Energien seine weltweite Vormachtstellung und die Androhung,
man werde nach der Wahl über eine höhere Belastung der
Erzeuger entscheiden müssen, trägt nicht gerade zum
Vertrauen bei.
Das gleiche gilt für die Entscheidung hinsichtlich des
umweltbelastenden Fracking – auch hier: eine Entscheidung
erst nach der Wahl. Zumindest den Menschen, denen diese
Themen bewusst sind, ist auch klar, warum die
Entscheidungen erst nach der Wahl getroffen werden sollen.
Und so muss man sich nicht wundern, dass fehlendes
Vertrauen in die Politik der Hauptauslöser für die
Wahlverdrossenheit in Deutschland sein dürfte.
„Mittelständische Unternehmen, wie wir sie betreuen, sehen
jedenfalls keine Impulse durch die Politik. Sie gehen ihren
Weg – gleich wie bunt die Regierung nach dem kommenden
Wochenende aussehen wird“, so der Berater Michael Oehme.