Michael Oehme: Geldpolitik der Notenbanken gezielte Entschuldungsmaßnahmen der Länder

St. Gallen, 14.06.2013. Nach Berechnungen der Weltbank, der
Dekabank und dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW)
verlieren deutsche Sparer Jahr für Jahr Geld. Zwar hätten die
Bürger hierzulande derzeit den Spitzenwert von 4,94 Billionen
Euro beiseite gelegt und damit fünf Prozent mehr als im
Vorjahr. Doch rund 40 Prozent dieses Geldvermögens sei in
Sicht-, Termin- und Spareinlagen angelegt bzw. Bargeld, bei
denen Sparer jährlich 14,3 Milliarden Euro verlieren würden.
Der Grund sei die Differenz zwischen Inflationsrate und
Sparzins, was zu einer jährlichen Enteignung führt.

In anderen Bereichen sehen die Renditen nicht wirklich besser
aus. Denn auch die rund 1,5 Billionen in
Lebensversicherungen, Pensionskassen und
Versorgungswerken investierten Gelder erzielen immer
geringere Ergebnisse und schlagen an vielen Stellen kaum
noch die Inflationsrate. Wer dagegen auf Bundesanleihen
setzt, erzielt derzeit bei einer Laufzeit von zehn Jahren
gerade einmal 1,5 Prozent – und man weiß, dass auch das
nicht die Inflationsrate schlägt.

Der Bundesverband deutscher Banken vermutet hinter dem
Festhalten an allzu sicheren Anlagen eine emotionale
Komponente. Denn trotz historisch niedriger Zinsen schichtet
der Durchschnittsdeutsche seine Anlagen nicht in
renditeträchtigere um. So hielten die Bürger derzeit einen
Aktienbestand von lediglich 259 Milliarden Euro, was etwa fünf
Prozent des Geldvermögens entspricht. Anfang der 60er Jahre
lag dieser noch bei 20 Prozent. Von einer Aktienkultur – wie in
anderen europäischen Ländern – kann also keine Rede sein.
Dabei ist die Angst vor Volatilitäten, worunter das
mathematische Maß für die Kursschwankungen verschiedener
Anlageklassen zu verstehen ist, zumindest beim deutschen
Leitindex Dax unbegründet: Seit dieser 1987 startete, hat er
sich, natürlich mit entsprechenden Kursrückschlägen, bis
heute etwas verachtfacht. „Die Deutschen sind mit steigendem
Wohlstand nicht risikobereiter, sondern sicherheitsbetonter
geworden“, moniert der Bundesverband. Eine Einschätzung,
die durch eine aktuelle europäische Studie gedeckt wird.

„Zwei weitere Aspekte sind zudem wichtig, die man so
zunächst nicht vermutet“, meint Finanzexperte Michael
Oehme und spielt auf den geringen Stellenwert von
Alternative Asset Fonds und Immobilien als Kapitalanlagen
an. Diese spielten im „volkswirtschaftlichen Gesamtportfolio“
eine gänzlich untergeordnete Rolle, obwohl sie im
Renditeniveau deutlich über Sicht- und Spareinlagen jeder Art
lägen.

Dem deutschen Staat kann die sukzessive Enteignung seiner
Bürger zumindest aus finanzpolitischer Sicht nur recht sein.
Wie das IW ermittelte, sparte er alleine zwischen 2009 und
2012 dadurch rund 62 Milliarden Euro.