St. Gallen, 28.10.2013. In der Beteiligungs-Branche kriselt es:
Interessante Anlagemöglichkeiten werden verzweifelt gesucht,
während Anleger das Segment der geschlossenen Fonds
meiden. Das Image der geschlossenen Fonds wurde in
Mitleidenschaft gezogen: Betrugsfälle, schlechte Performance
und Intransparenz sind nur einige Gründe dafür, dass sich
Anleger trotz des gegenwärtigen Anlagenotstands
zurückhalten.
Geschlossene Fonds erwerben in der Regel für einen längeren
Zeitraum Sachwerte wie beispielsweise Flugzeuge, Immobilien,
Schiffe, Windkraft- und Solaranlagen. Bei der Zeichnung
gehen Anleger eine unternehmerische Beteiligung ein und
verpflichten sich, ihr Kapital bis zum Verkauf des
Investitionsobjekts im Fonds zu belassen.
Die Branche sammelte 2012 so wenig Geld ein wie noch nie:
nur 4,5 Milliarden Euro. Selbst im Krisenjahr 2008 waren es
mehr. 2007 hatten die Anbieter mehr als 12,6 Milliarden Euro
bei Anlegern eingeworben. Die Absatzschwäche hielt auch im
ersten Quartal 2013 an. Auch die Auswahl geschlossener
Fonds ist deutlich gesunken. Die BaFin hat im ersten Quartal
gerade einmal 29 neue Angebote gestattet. Nachdem die
Bundesregierung die Branchenprodukte im Rahmen der EU-
Richtlinie für Manager alternativer Investmentfonds (AIFM)
zum 22. Juli neu reguliert hat, sind bislang zumindest
erkennbar keine neuen Beteiligungsmodelle in die Platzierung
gegangen. Das Platzierungsvolumen wird in diesem Jahr um
voraussichtlich 40 Prozent schrumpfen. Die große
Zurückhaltung bei der Neugestattung liege unter anderem
daran, dass sowohl die Initiatoren als auch die Bundesanstalt
für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) als
Genehmigungsbehörde erhebliche Probleme mit der
Handhabung der neuen Regularien hätten, heißt es in der
Branche.
Die Emissionshäuser müssen künftig höhere Standards
erfüllen. Sie brauchen eine erweiterte Zulassung, deren
Umfang im Einzelfall noch nicht hundertprozentig klar ist und
sie müssen strikte Anforderungen ans Eigenkapital sowie
Transparenz- und Auskunftspflichten gegenüber Anlegern und
Aufsicht erfüllen. Für das Liquiditäts- und Risikomanagement
gibt es ebenfalls schärfere Vorschriften. Die neuen AIFM-
Richtlinien sollen zu einer deutlichen Marktregulierung führen
und die Transparenz und Kontrollmöglichkeiten der
Emissionshäuser fördern. Außerdem gibt es jetzt auch für die
geschlossenen Fonds Beipackzettel. Auf maximal drei DIN-A4-
Seiten müssen wesentliche Angaben wie Anlageobjekte,
Anlagestrategie, Risiken, Kapitalrückzahlung und Erträge unter
verschiedenen Marktbedingungen sowie Kosten und
Provisionen aufgelistet sein.