St. Gallen, 10.02.2015. Wenn sich die Anbieter geschlossener Fonds in den
vergangenen Jahren beim Jahresauftakt des Bundesverbands Sachwerte und
Investmentvermögen (BSI) trafen, wurden große Strategien für die Zukunft
diskutiert. Hiervon ist wenig übrig geblieben. Gerade einmal 81 Millionen Euro
nahmen die im BSI organsierten Mitglieder im vergangenen Jahr noch ein. „So
war es sicher nicht geplant. In 2013 – einem Jahr mit Verlusten in Folge – waren
es immerhin noch 5,5 Milliarden Euro“, hält Kommunikationsexperte Michael
Oehme fest. Nicht nur der Umsatz ist geringer geworden. Auch die Zahl der
Anbieter ist deutlich geschrumpft. Und was früher als einer der innovativsten
Finanzbereiche – mit allen Risiken und vielen Verlusten natürlich – galt, ist
inzwischen eine Art zweiter Markt der offenen Immobilienfonds mit durchgängigen
Grenzen. „Auch die Anbieter ähneln immer mehr Banken als Emissionshäusern und
von daher ist es nur zu verständlich, dass BSI-Geschäftsführer Romba aus der Not
eine Tugend und seinen Verband mehr zur Interessenvertretung der
Vermögensverwalter denn der Geldeinwerber machen will“, so Oehme.
Dabei werden insbesondere die Anwendung des aktualisierten
Kapitalanlagegesetzbuches und eine strengere Unterwerfung unter die Vorgaben
der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin)als Herausforderungen
genannt, die zunächst verarbeitet werden mussten und deshalb zu einer
Reduzierung des Umsatzes führten. Fest steht, die Einwerbung von Kapital, das
Investieren und die Verwaltung der Assets sind für die Emittenten zudem spürbar
teurer geworden. Für die Investoren drückt sich dies in sinkenden Renditen aus.
Ob die Ergebnisse der nun angebotenen geschlossenen Publikums-AIF – so die
neue Bezeichnung – besser ausfallen als bisher, wird sich zeigen müssen. „Die
BaFin hat nun zumindest schnellere und effektivere Möglichkeiten des Eingriffs, so
dass für die Zukunft große Problemfälle hoffentlich vermieden werden können“,
meint Michael Oehme. Ansonsten ist es für die Anleger eher weniger transparent
geworden als vorher. Denn die oft mehr als hundert Seiten umfassenden
Emissionsprospekte mit Markt-, Investitionsbeschreibungen, Statistiken und
Bildern der Vergangenheit sind einem eher langweiligen Wertpapierprospekt
gewichen und dem Grunde nach dürften die vorgeschriebenen „Wesentlichen
Anlegerinformationen“, in denen auf wenigen Seiten alle maßgeblichen
Informationen zusammengefasst werden, zum „Hauptverkaufsdokument“ werden.
Zudem sind viele Anbieter dazu übergegangen, sogenannte Semi-Blind-Pools
aufzulegen. Für diese werden zwar die Investitionskriterien genannt, investiert
wird aber erst dann, wenn das Geld eingeworben wurde. „Erst dann wissen die
Anleger auch tatsächlich, in was sie investiert sind“, erklärt
Kommunikationsexperte Michael Oehme.